REZEPT_
Ist es nicht gleichgültig, ob man zum Kühlschrank geht und sich etwas herausnimmt, wenn man gerade Hunger hat, oder ob man gemeinsam eine Mahlzeit einnimmt? Würde man nur den Magen befragen, wäre es vielleicht das Gleiche. Aber Essen ist mehr als nur Nahrungsaufnahme. „Beim Essen erleben wir Geborgenheit. Wir, die Erwachsenen ebenso wie die Kinder. Wir gehören dazu, alle können sich hier sicher fühlen“, erklärt Familienberaterin Andrea Holzer-Breid.
Essen daheim entspricht der Communio in der Kirche, im übertragenen Sinn teilt man auch hier das Brot. „Man muss diesen Gedanken nicht überhöhen. Aber ein gemeinsames Essen mit der Familie hat auch was Spirituelles, darauf sollte man achten.“ Die Zuwendung, das Reden und Zuhören seien ganz wichtige Bestandteile einer gemeinsamen Mahlzeit.
Wie wertvoll der gemeinsame Tisch ist, spiegelt sich schon beim Kochen und Aufdecken wider. Auch die Qualität der Lebensmittel ist wichtig. Kaum irgendwo sind Eltern so sehr Vorbild für die Kinder wie beim Essen. Hier kann man ihnen den achtsamen Umgang vorleben. Oder auch das Wiederverwerten von Resten. „Wer am Kühlschrank fragt, welches Obst schon am längsten drin liegt und gegessen werden sollte, der ist unweigerlich Vorbild.“ Das gelte ebenso für eine bewusste Auswahl der Zutaten und ein kreatives Restlkochen – vielleicht sogar mit den Kindern gemeinsam.
Natürlich ist es abhängig vom Alter der Kinder, wie es am Esstisch zugeht. Kleinere stehen da noch mehr im Mittelpunkt. Je größer sie werden, desto mehr kann man dann miteinander kommunizieren. „Hier und jetzt ist Zeit, darüber zu plaudern, was einen bewegt. Wer ist mir heute begegnet? Worüber habe ich gelacht?“, meint Holzer-Breid. Ein Kind beim Essen über die Schule auszufragen halte sie nicht für richtig. „Es soll ja eine positive Atmosphäre sein. Auch Probleme gehören nicht zum Essen, sondern werden besser vertagt.“ Abschließend hat die Expertin noch einige Tipps für den alltäglichen Familientisch parat:
Nicht für jeden extra kochen. Vielfalt ist angesagt, Mahlzeiten, wo man etwas weglassen oder sich etwas herauspicken kann.
„Danke“ statt „Wääähhh“. Jeder kann sagen, wenn ihm eine Speise nicht schmeckt, es soll aber nicht abgewertet werden, schließlich hat man sich beim Kochen ja Mühe gegeben. Dafür gebührt bisweilen auch Wertschätzung.
Nicht essen und kosten müssen. Das Kind darf entscheiden, was und wie viel es mag. Das ist wichtig für die Selbstwahrnehmung des Kindes. Ein Kind zum Essen zu zwingen ist ein Vertrauensbruch, damit fördert man kein lustvolles Essen.
Eltern setzen Grenzen. Die Vereinbarungen müssen nicht alten Benimmregeln entsprechen. Aber es kann zum Beispiel gelten, dass man mit dem Essen nicht spielt oder während des Essens nicht dauernd aufsteht und herumrennt. Auch Fernsehen und Handygebrauch sollten beim Essen geregelt werden.
Vorher und nachher. Aufdecken und Abräumen gehören zum Essen und dürfen auch eingefordert werden. Es ist nicht Aufgabe einer einzelnen Person.
Fotoausstellung „Familie beim Essen“: Beziehungleben.at und Familienreferat des Landes OÖ haben zu einem Fotowettbewerb eingeladen. Die Ausstellung zeigt die besten Bilder und gibt Tipps zum Thema.
27. September bis 30. November, Haus der Frau, Linz, Volksgartenstr. 18.
REZEPT_
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>