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Die Zukunft wird nicht die Machtpyramide sein, sondern Netzwerke, in denen sich Menschen mit Dankbarkeit als Lebensprinzip und -haltung gegenseitig unterstützen.
Diese sinngemäße Aussage vom Benediktinermönch David Steindl-Rast bei einem Vortrag im Bildungshaus St. Arbogast in Götzis gebar in Robert Graf die Idee, selbst ein solches Netzwerk ins Leben zu rufen.
So startete der Coach und Berater 2014 mit Freunden und Kollegen die ersten Gesprächskreise und die „dankbar leben Begegnungsräume“ entstanden.
„Dort wollen wir einander in der Haltung der Dankbarkeit begegnen. Es geht darum, wahrzunehmen, wofür wir eigentlich dankbar sind, jetzt gerade und überhaupt“, sagt Robert Graf, der in der Nähe von Graz und in Wien lebt.
„Die Grundannahme von Bruder David ist, dass man alles, was gegeben ist, als Geschenk sehen kann. Es ist uns geschenkt, ob wir es nun wollen oder nicht“, so Graf weiter. Das gelte auch für das persönliche Leben, und die Frage sei, was man mit diesem Geschenk mache. „Willigis Jäger sagt, der Sinn des Lebens sei es, ganz einfach Mensch zu sein. Ich bin Mensch mit einem Verstand, einem Herz, mit Gefühlen und einem Körper. Das gilt es zu leben“, sagt Graf.
Wie etabliert man nun Dankbarkeit als Lebenshaltung? „Der einfachste Weg ist, das, was im Augenblick geschieht, überhaupt wahrzunehmen.“ Es gehe darum, ganz im Hier und Jetzt präsent zu sein.
Graf gibt ein Beispiel: „Mir kann zum Beispiel auffallen, dass ich in einem bequemen Sessel sitze, den ich gar nicht selbst gemacht habe – sondern da haben Menschen für mich gearbeitet, die kenne ich gar nicht. Irgendwo auf der Welt hat jemand das Leder gegerbt und zugeschnitten, dann gibt es welche, die das verschicken, andere haben den Sessel zusammengebaut, und so weiter. Das sind alles Dinge in unserem Leben, die wir einfach als selbstverständlich hinnehmen. Ich kann mich mit diesen Menschen verbinden und ihnen dafür danken, dass sie dies für mich gemacht haben.“
Fange man erst einmal an, zu bemerken, was alles da ist, wofür man gar nichts getan hat, beginne man plötzlich, die Fülle und den Reichtum zu erkennen, der einen umgibt – in allen großen und auch kleinen Dingen. „Man sieht alles mit anderen Augen“, sagt Robert Graf.
Bei den Dankbarkeitsrunden der „dankbar leben Begegnungsräume“ sitzen die Menschen im Kreis und führen einen Spiraldialog. Ein Thema kann im Vorhinein festgelegt werden (zum Beispiel „Wofür bin ich gerade dankbar?“), muss es aber nicht. Jede:r kann nach der Reihe einen Gedanken in die Mitte legen. „Und das ist kein Alltagsgedanke. Ich sage nicht, ich war gerade Rad fahren sondern viel interessanter ist, was hat das Radfahren mit mir gemacht. Wir teilen den anderen etwas aus unserem Herzen mit“, erklärt Graf. „Die anderen hören mit dem Herzen zu.“
Das geht zwei oder drei Runden, wobei auf das jeweils vorher Gesagte auch Bezug genommen werden darf. „Am Ende hat man oft den Eindruck, in der Mitte ist etwas entstanden, etwas Gemeinsames ist kreiert worden, dass man aber gar nicht benennen kann“, sagt Graf.
Mit Dankbarkeit als Lebenshaltung könne man mit allem – der Natur, den Menschen – Verbindung aufnehmen. „Ich habe in meinem Leben erkannt, dass Verbindung das Essenzielle ist. Es erlöst uns vom Egoismus, vom Allein sein, vom Nur-Ich-Sein“, sagt Graf.
Jeden Dienstag um 18 Uhr lädt der Verein „dankbar leben Begegnungsräume“ zum „Offenen Raum“ ein:
www.dankbar-leben-begegnungsraeume.net
Im Dominikanerhaus Steyr finden Dankbarkeitsrunden in Präsenz statt, nächster Termin Fr., 15.3., 16:30–18:30 Uhr. Infos: www.dominikanerhaus.at
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