REZEPT_
2017 wurde Davide Morosinotto mit seinem Abenteuerroman „Die Mississippi-Bande – Wie wir mit drei Dollar reich wurden“ für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Die Erwartungen an den neuen Roman „Verloren in Eis und Schnee“ von Morosinotto sind dementsprechend hoch. Der Autor wagt sich dabei an eine Geschichte, die zu der Zeit spielt, als die Belagerung Leningrads durch die Deutschen im Jahr 1941 begann.
Morosinotto erzählt von den damaligen Geschehnissen durch die fiktiven Tagebücher der 13-jährigen Zwillinge Nadja und Viktor, die von ihren Eltern mit dem Zug aufs Land geschickt werden, als die Nazis auf ihre Heimatstadt Leningrad vorrücken. Obwohl die beiden unbedingt zusammenbleiben wollten, werden sie schon am Bahnhof auseinandergerissen. Auf sich allein gestellt erleben beide viele Abenteuer und die volle Härte des Kriegs mit Hunger, extremer Kälte, Erschöpfung und dem Tod von jungen Weggefährten. Die dramatischen Ereignisse veranschaulicht der Autor mit zahlreichen Dokumenten und Bildern und lässt aus drei Perspektiven erzählen: aus der Sicht von Viktor, Nadja und aus der Sicht eines Oberst Smirnov, der nach dem Ende des Krieges beurteilen soll, ob sich die Zwillinge angeblicher Verbrechen und Verstöße schuldig gemacht haben.
Der Autor schafft es, historische Tatsachen (die er akribisch recherchiert hat) mit einer fiktiven Handlung zu einer Geschichte zu verknüpfen, die Jugendliche und Erwachsene fesseln kann. Durch die sehr realen Schilderungen ist das Buch nichts für ganz zart besaitete Leser/innen. Dennoch bleibt es am Schluss ein hoffnungsvoller Roman. Morosinotto ist abermals ein Meisterwerk gelungen.
Davide Morosinotto: Verloren in Eis und Schnee. Die unglaubliche Geschichte der Geschwister Danilow. Thienemann, 2018. Ab 12 Jahre, € 18,50. ISBN 978-3-522-20251-0
So wie Davide Morosinotto bei „Verloren in Eis und Schnee“ bringt auch die australische Autorin Claire Christian in „Du bringst mein Leben so schön durcheinander“ die Handlung mit mehreren Ich-Erzähler/innen voran. Ava und Gideon sind die beiden Protagonist/innen, deren Passagen sich abwechseln. Die 17-jährige Ava ist an einem persönlichen Tiefpunkt angelangt. Nachdem sich ihre beste Freundin Kelly umgebracht hat, gelingt es ihr kaum, im Leben wieder Fuß zu fassen. Verzweifelt versucht Ava, die früher zu den beliebten Schülerinnen zählte, mit ihren Erfahrungen klarzukommen. Unerwartete Hilfe kommt vom extrem schüchternen Gideon, der zwar an die gleiche Schule geht, den sie aber erst durch einen Nebenjob im Schnellrestaurant kennenlernt. Eine poetische Romanze zweier Außenseiter nimmt ihren Lauf. Die Geschichte dreht sich um Ängste, Trauer und Unsicherheiten zweiter Teenager. Das Innenleben von Ava und Gideon bringt Claire Christian, die Poetry Slam-Texte einfließen lässt, authentisch und humorvoll zur Sprache. Und am Ende nimmt das Buch noch eine unerwartete, überraschende Wendung. Für junge Leser/innen ab 13 Jahren.
Claire Christian. Du bringst mein Leben so schön durcheinander. Thienemann, 2019. Ab 13 Jahre € 16,50. ISBN 978-3-522-20257-2
REZEPT_
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>