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Kinder kann man nicht planen. Diese drei unterschiedlichen Mutterschaften bestätigen das eindrücklich.
„Damit hab ich wirklich nicht gerechnet“, lacht die 34-jährige Barbara Schachermayr, als sie erzählt, wie sie von der Schwangerschaft überrascht wurde. Keine Spur von Übelkeit, zwischendurch auch Blutungen, statt Gewicht zuzulegen, verlor sie einige Kilos. Sie war die Jahre hindurch zu sehr mit ihrer Arbeit als Verkäuferin beschäftigt, sodass sie gar nicht auf diesen Gedanken gekommen ist. „Außerdem hat es in den letzten acht Jahren mit dem Kinderwunsch nicht geklappt. Da rechnet man nicht mehr damit.“ Als sie die Hausärztin aufsuchte, glaubte sie eigentlich Magenschmerzen zu haben. „Die Ärztin hat aber etwas Ungewöhnliches getastet und schickte mich zum Nieren-Ultraschall. Dort hieß es dann: ,Gratuliere, Sie sind schwanger!‘“ Von da an blieb nur mehr wenig Zeit zur Vorbereitung, denn drei Wochen später war der kleine Tobias schon da. „Alle waren überrascht, aber alle haben sich auch sehr gefreut. Vor allem die Kusinen von Tobias. Die wollten ihm auf der Stelle einen Sandkasten bauen“, erzählt die frischgebackene Mama.
Tilman ist ein echtes Wunschkind, ein Sonntagskind und er kam genau am 39. Geburtstag seiner Mama zur Welt. Ein fast perfekter Start, wäre er nicht fünf Wochen zu früh geboren worden. „Er wurde zur Beobachtung ins Kinderspital gebracht und mit der ersehnten Zweisamkeit war es vorerst nichts“, erzählt Petra Fosen-Schlichtinger. „Aber meine Schwester hat mich am dritten Tag zu ihm gebracht und als er meine Stimme gehört hat, haben seine Augen sofort darauf reagiert. Trotz meiner körperlichen Schwäche nach dem Kaiserschnitt konnte mich nichts davon abhalten, zu ihm in die Kinderklinik zu ziehen.“ Im Gegensatz zur Schwangerschaft, die nach einer vorherigen Fehlgeburt von Unsicherheit und Unruhe geprägt war, entwickelte sich die Mutter-Sohn-Bindung von Beginn an sehr stark und innig. „Ich habe ihn drei Jahre gestillt und es hat uns beiden gutgetan.“
Ihre Erfahrungen als „späte“ Mutter hat die Öffentlichkeitsreferentin, Journalistin und Erwachsenenbildnerin in einem Buch niedergeschrieben („Vom Glück, spät Mutter zu werden“). Mittlerweile ist Tilman 13 Jahre, diskutiert oft und gerne mit den Eltern und hält dabei mit der eigenen Meinung nicht zurück. „Er entwickelt eine eigene Persönlichkeit und ist mir in vielem ähnlich. Doch Tilman ist mutiger, er macht Dinge, die ich auch gerne getan hätte, aber ich habe mich damals nicht getraut“, sagt Petra Fosen-Schlichtinger stolz.
Als Stefan auf die Welt kam, war seine Mama 45 Jahre und seine Schwester bereits 21 Jahre alt. Sie und ihr 16-jähriger Bruder waren zunächst wenig begeistert von der Ankunft des Nachzüglers. Ganz anders die Eltern Josef und Marianne Leitner: „Wir waren überrascht und erfreut! Stefan war ein Wunschkind.“
Die Eltern sind noch heute dankbar, dass alles gut ging. Medizinische Untersuchungen machten sie damals keine: „Wir nehmen unser Kind, wie es ist“, erzählt die heute 71-jährige Mutter und pensionierte Krankenschwester über ihren Zugang zum Thema Risiko-Schwangerschaft.
Mit dem kleinen Stefan hat für die ganze Familie eine neue Ära begonnen. Die Frage, ob es eine Herausforderung gewesen sei, nach so langer Zeit wieder rund um die Uhr für ein kleines Kind da zu sein, beantwortet Marianne Leitner so: „Wir hätten es uns vielleicht sonst schon bequem gemacht. Aber es hat mir und uns gutgetan, es war eine positive Herausforderung. Es hält einen körperlich und geistig jung.“
Rückblickend sagt sie: „Stefan war und ist ein Segen – für die ganze Familie.“ Das sehen auch die älteren Geschwister so. Gleich nach der Geburt haben sich alle in den kleinen Nachzügler verliebt.
Heute ist Stefan 26 Jahre alt, lebt in Wien und will Kindergartenpädagoge werden.
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