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Über die Jahre hinweg ließ meine Freude am gemeinsamen Singen in keiner Weise nach. Was sich aber veränderte, war mein Zugang: Wie viele andere Menschen auch erfahre ich Singen als Teil meiner Spiritualität und habe die wesentliche Verbindung zwischen dem Musizieren und meinem Glauben erkannt.
Die Liturgiekommission der deutschen Bischofskonferenz hat vor über zehn Jahren ein Papier veröffentlicht, das sich der Verbindung von Glauben und Liedern widmet. „Kinder singen ihren Glauben“ lautet der Titel und verdeutlicht die Besonderheit religiöser Lieder. Aber nicht allein Kinder bringen in ihren Liedern Glaubensvorstellungen zum Ausdruck. In jedem Lebensalter schafft Singen eine ganz besondere Ausdruckskraft. Das wusste auch schon Augustinus: „Wer singt, betet doppelt.“ Denn mit dem ganzen Körper, singend und hörend, sinnlich und konzentriert, werden gesungene Lieder zum Glaubensausdruck, der all die Emotionen, das menschliche Empfinden und Fühlen zulässt und vereint – all das, was die verbale Sprache allein nicht auszudrücken vermag.
So zeigt sich auch in der Bibel, dass Menschen zu jeder Zeit mit Liedern ihre Gefühlswelt auszudrücken versuchten. Im Singen traten sie in Dialog mit Gott – klagend und bittend, lobend, preisend und dankend – genau so, wie Menschen auch heute noch Gott singend begegnen.
In vielfältiger Weise wird durch den Gesang eine Begeisterung erfahrbar, die von purer Lebensfreude zeugt und die Zufriedenheit verstärkt. Denn wenn ich singe, erklingt nicht nur meine Stimme. Mein ganzer Körper singt – mein Herz beginnt zu singen.
„Endlich!“, dachte ich mir dann auch unlängst wieder, als ich mich auf den Weg zur Chorprobe machte. Denn wenn ich so erklinge, wenn all die Stimmen und Menschen im Zusammenklang und in Verbundenheit erklingen, entsteht ein Klang, der weit mehr ist als nur ein Ton. Wenn das Herz zu singen beginnt, ertönt ein Klang, der mich Heiliges – ja Göttliches – erahnen lässt. «
Begleiten: Lesen Sie hier in zwei Wochen „Wie Kinder den Tod erleben“ von Veronika Burtscher-Kiene.
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