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Die letzten Wochen hatten viele herrliche Tage zu bieten, in denen es einen einfach nach draußen in die Natur zog. Im Urlaub bekam man Lust auf Wanderungen und daheim auf Spaziergänge im warmen und klaren Spätsommerlicht.
Eine sanfte Bewegung tut uns besonders gut, wenn wir ansonsten sehr viel Zeit auf Sesseln verbringen (müssen). Rhythmisch schreitet man voran, findet langsam wieder zu einem normalen Takt des Körpers und bekommt allmählich „wieder Boden unter den Füßen“. Man entwickelt eine neue Aufmerksamkeit. Wohin setze ich den nächsten Schritt? Wo sind Wegweiser, denen ich folgen muss? Im Vorfeld und immer wieder muss ich planen, wie lange meine Ressourcen noch anhalten, und diese einteilen.
Beim Wandern verlasse ich „mein Feld“ und begebe mich ins Freie. Dadurch treffe ich auch ungeplant Menschen auf dem Weg. In Österreich gibt es in den Bergen die schöne Tradition, alle, denen man begegnet, zu grüßen. Und selbst kontaktscheue Personen wechseln ein paar freundliche Worte miteinander. Vor allem aber begegnet man auf den Feldern, Wäldern und Bergen der Natur und ihren Formen, Farben, Geräuschen und Gerüchen: eine schöne Aussicht, ein erfrischender Bach, Blumen und Bäume. Diese wirken auf uns, wecken Staunen und echte Freude, aber auch eine Ahnung von Horizont, Schönheit, Unermesslichkeit, Ruhe und Kraft.
Es verwundert nicht, dass man in der christlichen Tradition das Gehen auf ein Ziel hin immer kannte und es in der Form des Pilgerns gelebt wurde. Im Gehen eines Weges schimmert das Geheimnis der menschlichen Existenz selbst durch. Solange ich lebe, bin ich unterwegs, bin noch nicht am Ziel, das ich kenne oder suche. Mein Weg hat Windungen, ist oft mühsam, und doch hoffe ich auf ein Ankommen jenseits der alltäglichen Herbergen. Und dies hat eine ungemein spirituelle Dimension für mich selbst und auch meine Suche nach Gott. Ob er nun ohnehin (unerkannt) mitgeht und mir begegnet oder als Ziel ersehnt wird. Schritt für Schritt kann ich mich zu ihm aufmachen und mich ihm annähern – in seiner Schöpfung auf meinem Weg.
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