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Wilder Genuss: Unkraut in der Frühlingsküche

LEBENS_WEISE

Unkraut wird von vielen Menschen als lästig empfunden, ausgerupft und entsorgt. Die Autorinnen des Buchs „Köstliches Unkraut“ finden, dass Löwenzahn, Giersch oder Brennnessel viel öfter auf unseren Tellern landen sollten. 

Ausgabe: 17/2025
22.04.2025
- Lisa-Maria Hammerl
Elisabeth Hammersen und Veronika Halmbacher wissen, wie man Unkraut zu  kulinarischen Köstlichkeiten verarbeiten kann.
Elisabeth Hammersen und Veronika Halmbacher wissen, wie man Unkraut zu kulinarischen Köstlichkeiten verarbeiten kann.
© CC BY DE 2024, Tegernseer Tal Tourismus GmbH, Fotograf: Thomas Plettenberg

Sobald sie auftauchen, rücken Gärtnerinnen und Gärtner mit Unkrautjätern und ähnlichem an, um sie aus ihrem Reich zu entfernen: „Unkräuter“ wie Giersch, Löwenzahn, Brennnessel, Gundermann, Vogelmiere und mehr. „Wir denken, dass von allem, was es ‚zu viel‘ gibt, wir oft eine natürliche Abneigung gegenüber haben“, sagen die Expertinnen für Traditionelle Europäische Heilkunde (TEH) Elisabeth Hammersen und Veronika Halmbacher.

 

Die beiden Damen lieben Unkräuter und wollen versuchen, mit ihrem Buch „Köstliches Unkraut“ deren positive Attribute zu herauszustreichen. „Wir hoffen, dass wir somit aus dem einen oder anderen auch einen Unkräuterliebhaber machen können“, ergänzen die beiden Autorinnen. In ihrem Werk beschreiben sie neun verschiedene „Unkräuter“, wo sie zu finden sind und welche Vital- und Nährstoffe sie enthalten. Sie wissen auch, was sich alles daraus machen lässt – von Limonade über Brot bis hin zu Palatschinken.


Von Wurzel bis Blüte


Je nachdem, wie der Boden im eigenen Garten beschaffen ist, fühle sich dort das eine oder andere Unkraut wohler. Derzeit findet man – nicht nur in den Hausgärten, sondern auch darüber hinaus – unter anderem Knoblauchsrauke (siehe unten), Löwenzahn und Giersch.  Besonders vielfältig sind laut Hammersen und Halmbacher der Löwenzahn und die Brennnessel. Die Expertinnen erklären, warum: „Von Löwenzahn und Brennnessel kann man sehr viele Pflanzenteile verwenden. Beim Löwenzahn von der Wurzel bis zur Blüte und bei der Brennnessel haben wir die tollen Samen und Blätter. Dadurch hat man auch ein großes Zeitfenster, wo man sich an diesen beiden Pflanzen erfreuen kann.“ 

 

Sammelorte


Vor dem Verarbeiten müssen die Pflanzen natürlich erst einmal gesammelt werden. Im eigenen Garten reichen eine Schere oder ein (Keramik-)Messer, doch bei Brennnesseln empfehlen Hammersen und Halmbacher besonders für „Sammler-Anfänger:innen“ das Tragen von Handschuhen. Grundsätzlich raten die beiden, nur an Stellen zu sammeln, wo sich keine Hunde oder Füchse erleichtern. Außerdem sollte keinesfalls nach einer chemischen Düngung des Rasens oder ähnlichem gesammelt werden sowie nicht an Orten, an denen direkt eine Hauptstraße vorbeigeht und viele Abgase herrschen. 

 

Schätze entdecken


Auch für Familien mit Kindern kann das Kräutersammeln interessant sein. „Den Kleinen die Natur näherzubringen, ist eine wunderbare Sache. Kindern schon ein Bewusstsein für gesunde Ernährung und Naturwunder weiterzugeben, ist sehr wertvoll“, sind Hammersen und Halmbacher überzeugt.

 

Das lasse sich spielerisch mit dem Beginn von einzelnen Pflanzen gut umsetzen: „Kinder haben vor allem zum Beispiel zu den Gänseblümchen oft einen starken Bezug. Wenn das Feuer mal für die kostenfreien Schätze vor Ort entfacht ist, kann man nach und nach weitere Pflanzen mit einbauen, die die Kinder dann auch mit in der Küche verarbeiten dürfen.“ 
Ein wichtiger Tipp der beiden TEH-Expertinnen lautet, nur zu sammeln, was man auch sicher kenne und nur so viel mitzunehmen, wie man auch verarbeiten kann.

 

Verarbeitung


Apropos Verarbeitung: Die Unkräuter lassen sich vielfach in der Küche einsetzen. Zu den Lieblingsrezepten der beiden gehört das Unkraut-Pesto, der einfach umzusetzende Löwenzahn-Joghurt-Drink „und mal etwas ganz anderes: unser Ukraut-Oxymel“. Auch Rezepte für eine Löwenzahn-Limo, ein Unkraut-Süppchen oder schokolierte Gundelrebe finden sich im Buch. Eine Anleitung, wie das oben erwähnte Pesto hergestellt wird, finden Sie bei den Rezepten.

 

 

Pflanzenporträt: Die Knoblauchsrauke 

 

Wissenswertes, Aussehen und Fundort

 

Wächst bis zu einem Meter hoch
Geschmack ähnelt dem von Knoblauch
Heißt auch Lauchkraut, Knoblauchhederich, Hasekehl, falscher Waldmeister
Kommt in ganz Europa vor, in Teilen Asiens, Afrika und Amerika
Mag es schattig und feucht, liebt es, sich an Hecken „hochzuschlängeln“
Siedelt sich gerne in der Nähe der Brennnessel an
Wurzeln sammeln: Frühling und Herbst
Blätter und Blüten sammeln: Frühling
Erkennbar am Knoblauchduft: Dazu mit den Fingern an den langstieligen, herz- bis nierenförmigen und am Rand gezahnten Blättern reiben
Blüten (April/Mai) sind weiß und traubenförmig gegliedert

 

Wirkung, Verwendungsmöglichkeiten

 

Wohltat für den Blutdruck
Harntreibend, blutreinigend
Strotzt vor Vitamin A und C
Antibakterielle und keimtötende 
Wirkung
Gut für Atemwege, Entzündungen im Mund- und Rachenraum
Anwendung als Wickel etwa bei Insektenstichen, Hüftproblemen, Gicht und Rheuma
Blätter und Blüten: vielseitig, roh als 
Salat, gekocht als Pesto, als Tee
Wurzeln: Schärfungsgewürz für 
sämtliche Gerichte, würzige Smoothies


 

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