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Prostatakrebs ist die bei Männern am häufigsten entdeckte Krebsart und auch die zweithäufigste Krebstodesursache. Danach kommt lange nichts, wie Zahlen der Statistik Austria belegen: 7485 Männer in Österreich waren im Jahr 2023 von Prostatakrebs betroffen, danach folgt Lungenkrebs mit 2898 Betroffenen.
Die Anzahl der entdeckten Prostatakrebse steigt. Das liege zum einen an den Möglichkeiten, Karzinome schon relativ früh zu erkennen, erklärt Steffen Krause, Vorstand der Klinik für Urologie und Andrologie am Kepler Universitätsklinikum in Linz. „Beispielsweise sind vor 10 bis 15 Jahren 4.500 Neuerkrankungen pro Jahr diagnostiziert worden, aktuell liegen wir schon bei über 6.000 diagnostizierten Neuerkrankungen bei einer langsam wachsenden Bevölkerung.“ Ein anderer Faktor, warum mehr Entdeckungen gemacht werden, ist die demografische Kurve – mit zunehmendem Alter werde das Prostatakarzinom immer häufiger entdeckt. Jedoch könne man mit der Vorsorge ab dem 75. Lebensjahr aufhören, da diese für die Patienten nicht mehr sinnvoll sei. Sofern bis zu diesem Zeitpunkt das Profil völlig unriskant sei. Denn, so Krause, sollte der Krebs auftreten, „kann man davon ausgehen, dass der Patient nicht an diesem versterben wird oder der Krebs nicht symptomatisch ist – er hat also keine Konsequenz mehr.“
Die allgemeine Empfehlung lautet, dass Männer ab 45 Jahren zur Prostata-Vorsorgeuntersuchung gehen sollten. Liegt allerdings eine familiäre Häufung vor, hat also beispielsweise der Vater, Onkel oder der eigene Bruder Prostatakrebs, dann sollte man schon mit 40 beginnen. „Bei einer familiären Häufung hat man selbst ein drei- bis sechsfach erhöhtes Risiko, ebenfalls Prostatakrebs zu bekommen.“
Was vielen Männern wohl Angst macht und warum sie nicht oder nur ungern zur Vorsorge gehen, ist die rektale Untersuchung. Diese Angst sei unbegründet, der Eingriff dauere auch nicht einmal eine Minute, sagt der Arzt. „Jeder Zahnarztbesuch ist schlimmer“, zudem werde die Wertigkeit der Rektaluntersuchung momentan relativiert. Weisen bestimmte Faktoren auf ein besonderes Risikoprofil hin, kann es sein, dass neben der Bestimmung des PSA-Werts auch eine Rektaluntersuchung durchgeführt wird. „Das heißt im Umkehrschluss, dass nicht jeder Patient eine rektale Untersuchung braucht“, betont Krause.
15 Minuten – länger dauert die standardisierte Vorsorgeuntersuchung für Prostatakrebs nicht. Mitzubringen ist der PSA-Wert, den ein Urologe beurteilen muss. (PSA ist ein Eiweiß, das von allen Prostatazellen gebildet wird. Krebszellen geben aber deutlich mehr PSA an das Blut ab, weshalb dieser Wert zur Früherkennung verwendet wird.) Der PSA-Wert wird in Beziehung gesetzt zur Größe der Prostata, die mittels Ultraschall sehr gut ausgemessen werden kann. Außerdem prüft der Arzt, ob es Risikofaktoren gibt, die zusätzlich dazu führen können, dass der PSA-Wert erhöht ist. „Man braucht also nicht nur den PSA-Wert, sondern auch eine Urinanalyse und eine Ultraschalluntersuchung und eventuell, wenn ein Risikoprofil vorliegt, noch die rektale Untersuchung. „Die Prostata-Vorsorgeuntersuchung ist eine relativ unspektakuläre Sache“, sagt Krause.
Grundsätzlich sei Prostatakrebs ein leicht zu behandelnder Krebs. Dieser wird in drei Gruppen eingeteilt: Niedrigrisiko, intermediäres Risiko und Hochrisiko. Wie Krause erklärt, muss nicht jeder Krebs behandelt werden. „Niedrigrisikokrebse werden heutzutage nur noch beobachtet unter dem Aspekt, dass Patienten zu regelmäßigen Kontrollen kommen, bei denen ein Blutbild, ein MRT sowie eventuell eine Re-Biopsie gemacht werden. Die Mehrzahl dieser Patienten braucht sehr lange keine Behandlung, zum Teil auch überhaupt keine. Beim intermediären Krebs kann eine Operation oder Bestrahlung sinnvoll sein, beim Hochrisikokrebs kommt ein multimodales Therapiekonzept zum Tragen. Patienten im Hochrisikosektor werden in der Regel sehr exakt untersucht, es kann auch eine medikamentöse Therapie zusätzlich zum Einsatz kommen.
Was bei einer Krebsdiagnose nicht nur am Anfang, aber besonders auch da wichtig ist, sei psychologische Unterstützung, wie sie von der Krebshilfe Österreich angeboten wird. „Wir sind da, wenn jemand an Krebs erkrankt, sowohl für die Betroffenen als auch die Angehörigen“, sagt etwa Maria Sauer von der Krebshilfe OÖ. Diese Beratung tue gut – das Aufgefangenwerden, die Botschaft, dass man da nicht alleine durchmuss. Es gibt auch ein Angebot für Eltern, wie sie mit Kindern diese Krankheit besprechen und bewältigen können. Bei der Krebshilfe OÖ gibt es beispielsweise jemanden, der Beckenbodenübungen speziell für Männer anbietet. „Wir versuchen mit Leuten zusammenzuarbeiten, die sich spezialisieren, um die Situation der Patienten zu verbessern“, sagt Sauer. Zudem gibt es jetzt im November österreichweit die Aktion „Loose Tie“ (Lockere Krawatte), mit der Männer zur Vorsorgeuntersuchung motiviert werden sollen. Seit Bestehen dieser Aktion ist das Bewusstsein deutlich gestiegen: Der Anteil der Männer über 40, die bereits eine Früherkennungsuntersuchung in Anspruch nahmen, stieg seit 2015 von 34 auf 49 Prozent. Männergesundheit steht auch im Fokus der „Langen Nacht der Urologie“, in der 45 urologische Ordinationen und Kliniken in ganz Österreich ihre Türen öffnen.
Weitere Infos: www.krebshilfe.net, www.loosetie.at; Lange Nacht der Urologie: 10. 11., 17–21 Uhr, ganz Österreich
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