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Hätten die Jünger und Jüngerinnen Jesu das Pfingstereignis als solches erleben können, ohne begeisterungsfähig zu sein? Hätten sie diese Be-geist-erung erfahren, wenn sie nicht auch für Neues bereit gewesen wären?
Pfingsten ist das Fest, an dem der Heilige Geist in den Vordergrund rückt. Für mich ist es gleichsam das Fest, das ebenso stark mit Lebendigkeit und Kreativität, mit Begeisterung, Leidenschaft und (Lebens-) Freude verbunden ist. Mit all diesen Aspekten versuche ich auch die Geistkraft Gottes ins Wort zu fassen. Spätestens hier wird mir immer wieder klar, dass der Heilige Geist sich nicht auf Worte reduzieren lässt. Und genauso wenig ist das Geistwirken erlebbar, ohne nicht auch selbst aktiv zu werden. So wie auch der Überraschungseffekt nur dann gelingen kann, wenn die andere Person sich überraschen lässt oder wie eine bereitete Freude jemanden braucht, der sich darüber freut.
Kreativen Überraschungsmomenten bin ich auch schon gehörig im Weg gestanden. Es ist bekanntlich ja auch manchmal eine Kunst, herauszufinden, was der eigene Beitrag zum Gelingen sein könnte. Da wollte beispielsweise mein Liebster einen Kuchen backen – für die Gäste und zur besonderen Freude für mich. Er hatte auch alles, was er brauchte: Rezept, Zutaten, Zeit. Nur nicht die Küche für sich allein. Anstatt ihm also die Küche zu überlassen und mich danach über einen wohlschmeckenden Kuchen zu freuen, stand ich mit meinen gut gemeinten Backtipps eher im Weg. Vielleicht wäre der Kuchen tatsächlich nicht so schön aufgegangen. Vor allem aber verzögerte sich die Freude erheblich.
Mit dem Heiligen Geist und möglichen Pfingstereignissen scheint es oft ähnlich zu sein. Um wehen zu können, wo sie will, braucht die Geistkraft Gottes schon auch einen Raum in unserem Leben und unseren Strukturen. Und um Pfingsten erleben zu können, braucht es auch unsere Begeisterungsfähigkeit – damit wir dafür aufmerksam sind und uns bewegen lassen. Und so beschleicht mich manchmal das Gefühl: Mit all unseren Gewohnheiten, unserem getakteten Lebensstil und Strukturen machen wir es dem Heiligen Geist gar nicht so leicht, dort zu wehen, wo er will.
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