Wort zum Sonntag
Der Prager Religionssoziologe Tomas Halik sieht die katholische Kirche "in einem Zustand der Lähmung, welcher der Gesellschaft eine prägende Kraft entzieht".
Die Kirche müsse "eine neue Leidenschaft in sich entfachen, um ihrer Bestimmung für die Welt gerecht zu werden", zeigte sich der bekannte Religionssoziologe bei einem Pressegespräch am Donnerstag in Linz überzeugt.
Halik wird am Donnerstagabend auf Einladung der Stiftung Pro Oriente einen Vortrag im Bildungshaus Puchberg in Wels zum Thema "Die Veränderungen der Epoche - Herausforderung für Christen" halten (19.00 Uhr, Wels, Puchberg 1), zu ebenjenem Thema ist er zudem am 10. März im St. Pöltner Bildungshaus St. Hippolyt auf Einladung des Katholischen Akademikerverbands zu Gast. (18.30 Uhr, St. Pölten, Eybnerstrasse 2).
In seinem jüngsten Buch "Der Nachmittag des Christentums" attestiert der tschechische Theologe dem Christentum einen schläfrigen Zustand, der den Eindruck erwecken könne, dass es mit der christlichen Religion zu Ende gehe.
Zudem erlebe die katholische Kirche derzeit den dramatischen Höhepunkt einer ihrer langjährigen Krisen und stehe vor der Notwendigkeit einer weiteren tiefgreifenden Reform, zeigte er sich überzeugt.
Die bevorstehende Reform der Kirche sei eine Antwort auf einen langfristigen Prozess, der das Gegenteil von Evangelisierung darstelle. "Der Verlust der Glaubwürdigkeit der Kirche hat in unserer Zeit mit der Enthüllung einer schockierenden Zahl von Fällen sexuellen, psychologischen und geistlichen Missbrauchs von Macht und Autorität seinen Höhepunkt erreicht", so der Soziologe.
Die synodale Reform sei ein Versuch, "eine bürokratische Institution in ein dynamisches Netzwerk gegenseitiger Kommunikation, Partizipation, Mitentscheidung und Mitverantwortung zu verwandeln" und könne dazu beitragen, die globalen Krisen der heutigen Welt zu lösen, zeigte sich der 74-Jährige überzeugt. Dies könne jedoch nur geschehen, wenn eine Reihe von Bedingungen erfüllt seien.
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