Wort zum Sonntag
Die Mongolei liegt eingebettet zwischen Russland und China, sie war eng mit der Sowjetunion verbunden. Seit 1992 ist sie ein demokratisches Land, das sich seit etlichen Jahren stärker Richtung Westen orientiert.
Papst Franziskus reist von 1. bis 4. September nicht nur als Kirchenrepräsentant in die Mongolei, sondern auch mit politischer Mission. Der Vatikan will die Beziehungen zur Mongolei stärken.
Sehr bekannt ist der Papst in der Mongolei bisher nicht. In dem von einer Sonderform des tibetischen Buddhismus und vom Schamanismus geprägten Land gibt es nur wenige Christ:innen, und noch weniger sind katholisch – nämlich etwa 1.500.
Seit vergangenem Jahr gibt es hier den jüngsten Kardinal der Weltkirche: den 49-jährigen Italiener Giorgio Marengo. Er leitet einen kirchlichen Verwaltungsbezirk, die Vorstufe einer Diözese, mit 29 Priestern, davon 2 Mongolen, und ebenso vielen Ordensfrauen. Ganze neun katholische Gotteshäuser gibt es im Land, das fast 20-mal so groß ist wie Österreich. In der Mongolei leben nur 3,4 Millionen Menschen, beinahe die Hälfte davon in der Hauptstadt Ulan Bator. In den ländlichen Gebieten führen viele ein nomadisches Leben.
Die Mongolei scheint Teil einer päpstlichen Reisestrategie in Asien zu sein. Franziskus betrachtet Asien als Zukunftsregion der Kirche. Nach Besuchen in Südkorea (2014), den Philippinen (2015), Myanmar (2017) sowie Thailand und Japan (2019) hätte Franziskus mit einem Besuch in der Mongolei die Volksrepublik China quasi halb umrundet.
Ein Besuch in Peking gilt derzeit zwar als ausgeschlossen; diplomatische Beziehungen zwischen Peking und dem Vatikan gibt es nicht. Aber mit seiner Reise kann der Papst die Aufmerksamkeit der Medien für das Thema Religion und ihre Rolle für den Frieden zumindest zeitweise auf die Region fokussieren. Doch gibt es auch Spekulationen um ein mögliches Treffen mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill I.
Die Papstreise steht unter dem Motto „Gemeinsam hoffen“. Hoffnung ist eine christliche Tugend und als Wert auch unter Nicht-Christ:innen allgemein anerkannt. Der Dialog mit den anderen Religionen ist in der Mongolei besonders wichtig. Kardinal Marengo hat als Exorzist gute Voraussetzungen dafür, denn Geister und Dämonen sind für viele Mongol:innen vertraute Größen. Über das Wirken des Bösen oder dessen Bekämpfung kommen die verschiedenen Religionen in Kontakt. Eine Macht Jesu als Widersacher des Teufels wird anerkannt.
Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Marengo als Priester in der Mongolei. Die Aufgaben dabei waren und sind vielfältig: Seelsorge und Tageszentren, Handwerksprojekte für Frauen, Rehabilitierung von ehemaligen Alkoholikern oder die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen: Ein großer Teil der kirchlichen Aktivitäten in der Mongolei hat mit sozialer Wohlfahrt zu tun.
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