Dr. Mira Stare ist Bibelwissenschaftlerin an der Kath.-Theol. Fakultät Innsbruck und Pfarrkuratorin in der Diözese Innsbruck.
„Das Christentum in Europa verschwindet rasanter, als ich gedacht habe“, betonte Kardinal Marx. Da sei etwas ins Rutschen gekommen, wie das in der Generation seiner Großeltern noch unvorstellbar gewesen wäre. Der Kardinal ging in seinen Ausführungen der Frage nach, ob Europa ohne Stimme der Christen vorstellbar wäre.
„Wenn Gott fehlt, fehlen Menschen, die in der Gesellschaft mehr tun als ihre Pflicht“, meinte der Kardinal und verwies auf den Osten Deutschlands, wo im Vergleich zur Gesamtbevölkerung überproportional viele Christ:innen engagiert sind.
Die Wirtschaft nannte er als einen weiteren Aspekt, wo Kirche und Gesellschaft verbunden sind: „Der Kapitalismus hat in die Krise geführt. Die Kirchen sind in diesem Bereich ein Korrektiv, die nach einer gerechten Gesellschaft suchen.“ Es würde auch der Gedanke der Gleichheit und Würde aller Menschen fehlen. Ganz besonders würde der Kult abgehen, zu dem für Christen die Feier der Eucharistie gehört, unterstrich der Kardinal.
Im Blick auf die Lage der Welt zeigt sich, dass nicht nur im Christentum, sondern auch in der Gesellschaft viel ins Rutschen gekommen ist. Als Beispiel nannte Marx die Demokratie: „Die Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit mehr.“ Nicht wenige Menschen würden spüren, dass das Christentum in der aktuellen Krise eine Trägerin der Hoffnung ist, und betonen: „Wir wollen die Zukunft der Gesellschaft mit euch gehen. Wir danken, dass eure Glocken läuten.“
Kardinal Marx sieht darin, dass das Christentum mit seinen Visionen und Werten – mit dem Evangelium – gefragt ist: „Wir hoffen darauf und arbeiten dafür.“
Zum Foto: Kardinal Reinhard Marx (Mitte) ist nicht nur Erzbischof von München-Freising, er hat auch in Rom eine herausragende Stellung – als Koordinator des Vatikanischen Wirtschaftsrates. Josef Pühringer (li.) und Bernd Mussinghoff begrüßten den Kardinal als Vertreter von Pro Oriente. Pro Oriente war Mitveranstalter der Begegnung in der Oberbank am 29. September.
Dr. Mira Stare ist Bibelwissenschaftlerin an der Kath.-Theol. Fakultät Innsbruck und Pfarrkuratorin in der Diözese Innsbruck.
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