Wort zum Sonntag
Was die Kommunion-Handreichung betrifft, so sei für Papst Franziskus laut einem Schreiben der Römischen Glaubenskongregation die Zeit für ein Dokument noch nicht reif zur Veröffentlichung. Wie schätzen Sie diese Entscheidung vor seinem Besuch beim Weltkirchenrat ein?
Gregor Maria Hoff: Ich sehe dieses Schreiben von Erzbischof Luis Ladaria weniger pessimistisch als die meisten anderen Kommentatoren. Von Anfang an war auch klar, dass der Papst zum Ökumenischen Rat der Kirchen nach Genf reist, ohne dass ein Abschlussdokument vorgesehen ist. Das heißt, es geht hier um Symbolpolitik. Die Päpste, die vorher in Genf waren – Paul VI. und Johannes Paul II. – besuchten den Weltkirchenrat nebenbei. Franziskus aber nimmt sich einen Tag Zeit, er fährt extra zum 70-Jahr-Jubiläum dorthin. Das als solches ist bereits ein sehr wichtiges Signal. Unter dem Gesichtspunkt sehe ich es wie der Generalsekretär des ÖRK, Olav Fykse Tveit, – es ist ein historischer ökumenischer Meilenstein.
Wie kann man sich erklären, dass Franziskus vor diesem Entscheid gemeint hat, die deutschen Bischöfe sollen das selber regeln, dann kam aber plötzlich ein Zurückrudern?
Hoff: Dieses Zurückrudern unter Anführungszeichen ist eine Präzisierung des Verfahrens. Offensichtlich hat Erzbischof Ladaria den Papst davon überzeugt und ihm klargemacht, Vorsicht, hier geht es um Kernbereiche, um Glaubens- und um Rechtsfragen; das kann er nicht einfach vor Ort laufen lassen. Damit hat er aus meiner Sicht machtpolitisch ein ziemlich hohes Register gewählt und deutlich gemacht, wo die Entscheidungskompetenzen liegen.
Was erwarten Sie sich von diesem Papstbesuch?
Hoff: Ich erwarte mir, dass der Papst die Spielräume für die Ökumene nicht einengt, sondern dass er weiterhin Signale der Öffnung setzen wird. Das liegt auf seiner Linie. Wenn man auf das Schreiben von Erzbischof Ladaria eingeht, das der Papst ja autorisiert hat, stellt man fest, es gibt ein scheinbar widersprüchliches Signal. Auf der einen Seite sagt er, das sind Rechts- und Glaubensfragen, die eine universalkirchliche Dimension haben – also ab nach Rom zurück. Andererseits lässt er in diesem Schreiben ausdrücklich anmerken, dass der Bischof vor Ort die Entscheidung über die Auslegung des entsprechenden Kanons hat. Er bleibt damit bei seiner Perspektive der Einzelfallregelungen. Ich bin mir ziemlich sicher, auf dieser Ebene wird er etwas tun und dabei wird er auch bleiben. Wir werden sehen, ob er in diese Richtung auch in Genf ein kleines Signal setzt.
Welche Wünsche haben Sie an die ökumenische Zusammenarbeit der Kirchen?
Hoff: Dass wir weiter Schritte auf dem Weg gehen, den die pastorale Handreichung der Deutschen Bischofskonferenz gewiesen hat – dass wir feststellen, dass ein ernsthaftes Zusammenwachsen von Christinnen und Christen unterschiedlicher Konfessionen möglich ist; und dass unter ganz besonderen Bedingungen dann tatsächlich auch das gemeinsame Abendmahl realisierbar wird.
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