Wort zum Sonntag
Österreich trauert um Bischof Johann Weber. Der frühere Grazer Diözesanbischof (1969–2001) und Vorsitzende der Bischofskonferenz (1995–1998) verstarb in der Nacht auf 23. Mai im 94. Lebensjahr. „Seine Herzlichkeit, seine Offenheit und sein tiefer Glaube waren über Jahrzehnte das Rückgrat unserer Diözese“, dankte sein Nachnachfolger Bischof Wilhelm Krautwaschl, und die Präsidentin der Katholischen Aktion in der Steiermark, Andrea Ederer, erinnerte an den „Leutebischof“: „Im Geist des II. Vatikanums forderte und förderte er die Mitgestaltung der Laien in Kirche und Welt.“ Als Glück für die Kirche in Österreich würdigte Kardinal Christoph Schönborn seinen Vorgänger in der Bischofskonferenz, besonders dessen „pastorale Erfahrung, kerngesunde Frömmigkeit und Bodenständigkeit“.
Über Jahrzehnte verbunden war Weber mit dem Linzer Altbischof Maximilian Aichern. Die beiden kannten sich über die Katholische Arbeiterjugend schon als Kapläne. Aichern war Abt von St. Lamprecht in der Steiermark, als Weber Bischof wurde, „und wir haben gut zusammengearbeitet – auch später in der Bischofskonferenz, egal ob es um soziale Anliegen oder die Mitarbeit von Laien ging. Gläubig, menschenfreundlich, offen – er war Brückenbauer zwischen den Kräften in der Kirche.“
Auch der aus der Steiermark kommende Innsbrucker Bischof Hermann Glettler verbindet mit Johann Weber persönliche Erinnerungen. „Schon als Kind hat mich das Bild des gütigen und fröhlichen Bischofs fasziniert. 1991 wurde ich von ihm zum Priester geweiht“. Als Glettler 1999 die Grazer Pfarre St. Andrä übernahm, wo Weber von 1962 bis 1969 als Pfarrer gewirkt hatte, habe man noch „nachhaltige Spuren der pastoralen Leidenschaft“ Webers sehen können: „Regelmäßige Hausbesuche als nachgehende Seelsorge, selbstverständliche Übertragung von Verantwortung an Laien, Erneuerung der Liturgie und Mut zu Experimenten sind nur ein paar Stichworte.“
Zum Tod des Bischofs kondolierte auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen: „Seine Volksnähe und Bescheidenheit werden vielen Menschen, die dem Bischof begegnet sind, in Erinnerung bleiben.“
Herzlich nahmen der steirische Superintendent Wolfgang Rehner und Superintendentialkurator Michael Axmann Abschied. Weber war, so schreiben sie, „ein Wegbegleiter unserer Kirche, der Geschwisterlichkeit glaubhaft gelebt hat. Dankbar für sein Wirken und in der Zuversicht des Lebens in Gottes Licht sprechen wir unserer Schwesterkirche unser Beileid aus.“
Besonders förderte Bischof Weber Frauen in der Kirche, betraute Ordensfrauen mit der Leitung priesterloser Pfarren. 1969 sagte er im Sonntagsblatt: „Für mich gibt es keine Progressiven und Konservativen, keine Fernstehenden und keine Elite oder welche Bezeichnungen man sonst noch verwenden will, sondern nur ein Volk Gottes auf seiner Pilgerfahrt in der Nachfolge Christi.“ Viele Ereignisse – von der Österreich-Synode 1973/74 über die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung 1997 in Graz bis zum Dialog für Österreich 1998 – wurden von Bischof Weber initiiert.
Ein Begräbnis mit vielen Menschen würde dem Altbischof entsprechen, doch die Coronakrise macht das unmöglich. Am 2. Juni wird Bischof Weber von 9 bis 18 Uhr im Grazer Dom aufgebahrt. Das Requiem am 3. Juni um 13.15 können geladene Gäste im Dom mitfeiern, der ORF überträgt live.
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