Wort zum Sonntag
Jesus zählt bis heute zu jenen Personen, die Weltgeltung haben – obwohl er weder aus einer reichen Familie stammt noch selbst ein politisches oder religiöses Amt innegehabt hat. In einem Randbezirk des Römischen Reiches geboren, war er zu seiner Zeit den religiösen und politischen Eliten höchst verdächtig. Sein Wirkungskreis war überschaubar und die Menschen, die er erreichte, eine kleine Minderheit im Römischen Weltreich. Durch seine Verurteilung und Hinrichtung hatte er zudem nur wenig Zeit, öffentlich zu wirken. Und dennoch hat sich trotz dieser bescheidenen Anfänge und seines skandalösen Todes die Kunde von Jesus gehalten – bis heute. Weltweit inspirieren, berühren und fordern sein Leben, seine Botschaft, sein Tun und sein Schicksal heraus.
Jesus wurde in eine Zeit hineingeboren, die von der Politik Roms bestimmt war. An der Spitze des Reiches stand dabei bis zum Jahr 14 nach Christus Oktavian, der Adoptivsohn Julius Cäsars. Er erhielt 27 vor Christus den Ehrentitel „Augustus“ – der Erhabene. Im Reich wurde Augustus als Retter und Heiland gefeiert, der die Welt vor dem Untergang bewahrt haben soll. Deshalb galt es jährlich der Geburt dieses „Friedensfürsten“ am 23. September zu gedenken. Der Friede Roms jedoch wurde von den Provinzen als bedrückend erfahren, auch unter Tiberius, dem Nachfolger des Augustus. Es war ein Friede, der abhängig machte und unselbstständig hielt – ein Friede, verbunden mit Waffengewalt und wirtschaftlicher Ausbeutung. Es verwundert nicht, dass es daher in der Provinz Judäa immer wieder brodelte. Es gab mehrere Aufstände. Und die Hoffnung auf einen Messias wuchs, der Israel von der Fremdherrschaft befreien würde – wenn es sein musste sogar mit Gewalt.
Mitten in dieser schwierigen Welt begann der Mann aus Nazaret zu wirken. Er zog für einige Monate mit einer Gruppe von Frauen und Männern in Galiläa umher und erwies sich dabei als ein ganz anderer Friedensstifter, Retter und Heiland als Augustus. Die Geburtserzählungen im Matthäus- und Lukasevangelium machen das mit ihrer „befreiend-provokanten Gegenbotschaft“ deutlich. An der Seite der Armen und bewusst gewaltfrei lud Jesus zu einem Weg ein, der alles von Grund auf zu verändern vermag, sogar den Umgang mit Feinden. Dabei ermutigt er zu einer Wandlung des eigenen Blicks, der eigenen Gefühle und der eigenen Praxis.
Diese Wandlung aber hängt mit einer Erfahrung zusammen, die Jesus immer wieder inspirierte: die Erfahrung, dass Gott heilvoll da ist, gerade in dornigen Zeiten und wenn es heiß hergeht. Jesus vertraute als gläubiger Jude dem Versprechen Gottes: „Ich werde da sein“. Und er erlebte es ja an sich selbst: Wo Gott – der befreiende „Ich-bin-da“ (Jahwe) – im eigenen Denken und Herzen mit seiner Weite und Tiefe, mit seiner Menschen- und Lebensfreundlichkeit ankommen kann, da werden Menschen ebenfalls weit und tief, menschenfreundlich und leidenschaftliche Freundinnen und Freunde des Lebens. Besonders schön spiegelt sich das zum Beispiel in den „Seligpreisungen“, im „Vaterunser“ oder in den Gleichnissen vom Reich Gottes wider.
Jesus
In seinen Blicken
der Mensch
In seinen Worten
Sinn
In seinen Händen
Leben
In seinem Sterben
Zukunft
In seinen Spuren
Gott.
Stefan Schlager
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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