
An jenem Tag wächst aus dem Baumstumpf Ísais ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des Herrn ruht auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn. Und er hat sein Wohlgefallen an der Furcht des Herrn. Er richtet nicht nach dem Augenschein und nach dem Hörensagen entscheidet er nicht, sondern er richtet die Geringen in Gerechtigkeit und entscheidet für die Armen des Landes, wie es recht ist. Er schlägt das Land mit dem Stock seines Mundes und tötet den Frevler mit dem Hauch seiner Lippen.
Gerechtigkeit ist der Gürtel um seine Hüften und die Treue der Gürtel um seine Lenden. Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie. Kuh und Bärin nähren sich zusammen, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter und zur Höhle der Schlange streckt das Kind seine Hand aus. Man tut nichts Böses und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, so wie die Wasser das Meer bedecken. An jenem Tag wird es der Spross aus der Wurzel Ísais sein, der dasteht als Feldzeichen für die Völker; die Nationen werden nach ihm fragen und seine Ruhe wird herrlich sein.
Schwestern und Brüder! Alles, was einst geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch Geduld und durch den Trost der Schriften Hoffnung haben. Der Gott der Geduld und des Trostes aber schenke euch, eines Sinnes untereinander zu sein, Christus Jesus gemäß, damit ihr Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus, einmütig und mit einem Munde preist. Darum nehmt einander an, wie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes! Denn, das sage ich, Christus ist um der Wahrhaftigkeit Gottes willen Diener der Beschnittenen geworden, um die Verheißungen an die Väter zu bestätigen; die Heiden aber sollen Gott rühmen um seines Erbarmens willen, wie geschrieben steht: Darum will ich dich bekennen unter den Heiden und deinem Namen lobsingen.
In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Er war es, von dem der Prophet Jesája gesagt hat: Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung. Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa und aus der ganzen Jordangegend zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen.
Als Johannes sah, dass viele Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe kamen, sagte er zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt? Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt, und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Ich taufe euch mit Wasser zur Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich und ich bin es nicht wert, ihm die Sandalen auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hält er die Schaufel in der Hand; und er wird seine Tenne reinigen und den Weizen in seine Scheune sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.
Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König,
dem Königssohn gib dein gerechtes Walten.
Er regiere dein Volk in Gerechtigkeit
und deine Elenden durch rechtes Urteil.
In seinen Tagen sprosse der Gerechte
und Fülle des Friedens, bis der Mond nicht mehr da ist.
Er herrsche von Meer zu Meer,
vom Strom bis an die Enden der Erde.
Ja, er befreie den Armen, der um Hilfe schreit,
den Elenden und den, der keinen Helfer hat.
Er habe Mitleid mit dem Geringen und Armen,
er rette das Leben der Armen.
Sein Name soll ewig bestehen,
solange die Sonne bleibt, sprosse sein Name.
Mit ihm wird man sich segnen,
ihn werden seligpreisen alle Völker.
Frieden soll es werden, im Tierreich, aber auch zwischen den Völkern und Nationen. Es wird einer kommen aus dem Geschlecht des Königs David, der diesen Frieden bringt. So heißt es in der ersten Lesung. Wir wünschen uns alle den Frieden, in dieser friedlosen Zeit. Klingt es da nicht paradiesisch, dass einer allein diesen Frieden bringen kann? Mit den verschiedenen Gaben (Weisheit und Einsicht, Rat und Stärke, Erkenntnis und Furcht des Herrn) ist dieser Jemand ausgestattet. In der christlichen Tradition wurde noch die Frömmigkeit hinzugefügt, woraus dann die sieben Gaben des Heiligen Geistes entstanden. Ein Messias wird erwartet, der all diese Gaben in sich vereint. Dieser Erlöser stammt „aus dem Baumstumpf Ísais“, womit die Dynastie von König David gemeint ist. Das Volk Israel wartet auf diesen Jemand. In der ersten Lesung kommt zum Tragen, dass das Volk Israel von den weltlichen Herrschern immer wieder enttäuscht wurde. Daher hofft und erwartet Israel ein Reich, das von Gott selbst stammt – das himmlische Jerusalem. Die Armen werden dabei das erhalten, was ihnen zu Lebzeiten nicht zugekommen ist. Voraussetzung für diesen Frieden ist es, dass die Menschen und Völker das Gottesrecht annehmen. Dann wird es Frieden geben.
Advent ist für uns die Zeit des Wartens und Erwartens. Wir warten auf diesen Jemand, der den Frieden bringt. Sind wir auch von irdischen Mächten enttäuscht worden? Wer ist für mich der Messias, der diesen Frieden bringen kann? Gibt es den Himmel auf Erden oder müssen wir uns auf den Himmel nach unserem Tod vertrösten? Wie können wir für andere, aber auch für uns selbst dazu beitragen, dass es bereits auf Erden einen Himmel geben kann?
