Wort zum Sonntag
Schon als Kind war Florian Wegscheider vom Exsultet fasziniert. Vor allem die paradoxen Formulierungen wie „Glückliche Schuld“ oder dass eine Sünde Heil bringen kann, sind ihm immer wieder durch den Kopf gegangen. Inzwischen ist er Professor für Liturgiewissenschaft und hat sich für seine Habilitation fast fünf Jahre jedes Wort des Exsultet und seiner verschiedenen Fassungen umgedreht – seine Begeisterung für den Gesang ist dadurch noch gewachsen.
Das Exsultet hat seinen Namen nach dem lateinischen Wort, mit dem der Gesang des Osterlobs eröffnet wird: „Frohlocket, ihr himmlischen Chöre“. Nach der Entzündung der Osterkerze am Osterfeuer und der Verteilung des Lichts an die Gläubigen wird das Osterlob in der nur vom Kerzenschein erleuchteten Kirche gesungen. Es ist dies ein erster Höhepunkt der an Symbolen und traditionellen liturgischen Elementen reichen Osternachtfeier am Karsamstag.
Im Blick auf die brennende Osterkerze, die Opfergabe an Gott und Symbol für die Überwindung der Dunkelheit zugleich ist, wird das Osterlob gesungen. „Das Exsultet ist der Versuch, die unbeschreibliche Erfahrung der Auferstehung aus der Dunkelheit der Nacht heraus in Worte zu fassen“, bringt Florian Wegscheider den Inhalt des Lobgesangs auf einen Nenner.
Der Aufbau des Exsultet soll helfen, diese Botschaft zu erfassen. Eröffnet wird es mit einer Einladung zum Loben: die Engel, die Erde, die Kirche und die anwesenden Gläubigen sollen – als Zeugen des Lichts – den Diakon bei der „Osterankündigung“ unterstützen: das heißt innerlich in den Gesang miteinstimmen.
Nach der Beweihräucherung der Osterkerze, die an die feierliche Verkündigung des Evangeliums erinnert, folgt ein Dialog zwischen Diakon und Volk, mit dem bei jeder Messfeier das Hochgebet eröffnet wird: „In Wahrheit ist es würdig und recht – den verborgenen Gott, den allmächtigen Vater mit aller Glut des Herzens zu rühmen ...“ Das weist wiederum auf die herausgehobene Stellung des Exsultet hin, in dem wie im Hochgebet das universale Heilswirken Gottes gepriesen wird“, erklärt Wegscheider.
Es finden sich dann eine Reihe von vier Sätzen, die jeweils mit „Die ist die Nacht“ beginnen. Der Liturgiewissenschafter macht aufmerksam, dass die Nacht hier Subjekt ist und so hervorgehoben wird: „Das verweist auf das Pascha-Mysterium als Grundform jeder Liturgiefeier, in dem Leid und Tod und Auferstehung zusammengehören.“
Befreiung geschieht aus der Nacht heraus. Die Auferstehung macht die Nacht vergessen, unterstreicht Wegscheider: „Alle Nachterfahrungen vom Alten Testament bis heute sind Kern unseres österlichen Auferstehungsglaubens. Alle Schuld- und Ohnmachtserfahrungen – nichts wird durch Ostern negiert oder nivelliert.“ „Wahrhaftig, umsonst wären wir geboren, hätte uns nicht der Erlöser gerettet“, fährt das Exsultet fort. Dies ist für Florian Wegscheider die Spitzenaussage des Osterlobs.
Vielen Gläubigen im Gedächtnis sind die folgenden vier widersprüchlich-paradoxen Verse, die mit „O ...“ als einem Ruf des Erstaunens beginnen. Sie bestätigen nochmals die besondere Bedeutung der Nacht, wenn es heißt, dass nur die Nacht die Stunde der Auferstehung kennt und so zur „seligen Nacht wird, die Gott und Menschen verbindet“. Wegscheider erinnert auch daran, dass das Exsultet zu den ältesten liturgischen Texten gehört und dass es „das Heilshandeln Gottes in neues Licht setzt.“
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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