Wort zum Sonntag
Tochter Zion, freue dich“, heißt ein bekanntes Weihnachtslied. Ähnlich beginnt auch die alttestamentliche Lesung des dritten Adventsonntags (zu finden auf der Sonntagsseite in der Mitte dieser Ausgabe). Zion, der Aufenthaltsort Gottes, der Berg, der synonym mit Jerusalem genannt wird, wird hier als Tochter verstanden. War Jerusalem am zweiten Adventsonntag noch die „Mutter“, die ihre Kinder wieder heimkehren sehen darf, so ist es nun „Tochter“. Damit wird es unter die väterliche Autorität Gottes gestellt. Als Tochter ist es schutzbedürftig, jung, und manchmal auch hochmütig oder ungehorsam. Doch die enge Beziehung zum „Vater“ bleibt gewahrt. Akzentuiert das Bild der „Mutter“ mehr das Verhältnis Jerusalems zu seinen „Kindern“, seinen Bewohnern, so richtet sich mit dem Bild der „Tochter“ der Blick auf seine Beziehung zu Gott. Wenn die Tochter Schuld auf sich geladen hat, muss sie den väterlichen Zorn fürchten. Wenn Gott sich ihr liebevoll zuwendet, darf sie sich freuen und jubeln.
Keine Angst! Das dritte Kapitel bei Zefanja wird in eine Zeit der Verunsicherung gesprochen, vermutlich in die Zeit, da das babylonische Exil schon lange andauerte. Das Volk hat viel Verstörendes erlebt und sich nach „väterlichem“ Schutz gesehnt. Langsam resigniert es. Da findet ein Neuansatz statt: Gott selbst verändert und reinigt sein Volk. Jerusalem muss sich nicht mehr fürchten. Gott naht nicht mehr als strenger Richter, sondern als königlicher Schutzherr, rettender Held und liebevoller Vater.
Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Aufforderung, Jerusalem/Zion solle die „Hände nicht sinken lassen“ – damit ist einerseits gemeint, nicht in Angst oder Resignation zu verfallen, und andererseits, nicht untätig zu sein und weiterhin zu handeln.
Durch das Zusammenlesen mit dem dritten Kapitel des Lukasevangeliums wird dieser Aspekt noch betont: Gottes Liebe gibt Zuversicht, und Zuversicht soll bewirken, dass die „Hände nicht sinken“, dass (im Sinne Gottes) gehandelt wird. Worin ein solches (gerechtes) Handeln besteht, das entfaltet Johannes der Täufer im heutigen Evangelium sehr konkret. Zuletzt steigert sich bei Zefanja das Geschehen noch: Nicht nur die Tochter Zion jubelt über Gott, sondern auch Gott freut sich über seine „Tochter“.
Schweigen. In der revidierten Einheitsübersetzung findet sich hier eine Änderung zur früheren Fassung: In Vers 17 heißt es nun, wörtlich aus dem Hebräischen übersetzt: „Er (Gott) freut sich und jubelt über dich, er schweigt in seiner Liebe.“ Die bisherige Einheitsübersetzung lehnte sich an die griechische Übersetzung des Textes an und schrieb: „Er erneuert seine Liebe zu dir.“
Doch in der Liebe zu „schweigen“ ist mehr als eine Erneuerung der Liebe. Es ist eine Zusage des Friedens, der engen Vertrautheit. Nur, wer miteinander „in Liebe“ schweigen kann, fühlt sich wirklich wohl in einer Beziehung. Das Schweigen kann tiefer gehen als alle Worte. Es hat etwas mit innerem Frieden zu tun. Wenn Freude ein solches Schweigen auslöst, dann ist Friede eingekehrt.
Mehr zur Bibel auf: www.jahrederbibel.at
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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