Katharina Schindelegger (33) ist Theologin und Journalistin. Sie ist in den Pfarren Ober Sankt Veit und Unter Sankt Veit – Zum Guten Hirten (Wien 13) als Pastoralassistentin tätig.
Dieser Hymnus besagt: Alles ist letztlich von Gott erschaffen, alles hat sich nach seinem Willen entwickelt. Und es ist gut. Die Erzählung von der Erschaffung der Welt ist kein naturwissenschaftlicher oder historischer Bericht. Weder geht es um den Zeitraum von „sechs Tagen“, noch um die Erde als eine Scheibe, die oberhalb und unterhalb von Wasser umgeben ist (Genesis 1,7). Wichtig ist: Gott hat diese Welt in all ihrer Vielfalt ins Leben gerufen. Denn hätte er etwas nicht gewollt, hätte er es nicht erschaffen (Weisheit 11,24).
Über die Entstehung der Welt haben sich manche Theorien entwickelt. Nach heutigem Stand unserer Erkenntnis gab es vor 14 Milliarden Jahren einen Urknall, mit dem so gewaltige Energie freigesetzt wurde, dass sich später Materie entwickeln konnte. Das war der Beginn von dem, was wir „Zeit“ nennen. Aus einem „Punkt“ hat sich dies mit enormer Geschwindigkeit unter gleichzeitigen vielfältigen chemischen Reaktionen räumlich ausgedehnt. Es entstanden erste Atome, Moleküle, Grundelemente, später Sterne, Galaxien, die Erde. Tatsächlich stammt alles, das wir kennen – physikalisch – aus Sternenstaub. Was war vor der Entstehung der Zeit? Gab und gibt es eine andere Dimension, in der die Zeit nur ein Teil einer viel größeren, für uns unvorstellbaren Wirklichkeit ist? Die Welt zeigt Spuren des Schöpfers und offenbart ihn.
Die Dreifaltigkeit Gottes (Trinität) ist sein größtes Geheimnis, das leicht missverständlich ist. Es ist ein Gott, an den Christen glauben. Dieser eine Gott hat sich auf verschiedene Weise den Menschen offenbart. Um diese unterschiedlichen Erfahrungen auszudrücken, haben Menschen begrenzte sprachliche Möglichkeiten. Sie können dies nur in Bildern beschreiben, um gleichzeitig zu wissen: Gott ist mehr. Ein Beispiel ist die Anrede Gottes als „Vater“. Das ist ein Bild. Gott ist weder männlich noch weiblich. Er steht über jeder Geschlechtlichkeit. Man kann – bildhaft – Gott als Vater und Mutter verstehen; und man kann ihn so anreden. In der Tradition der Kirche ist die Anrede Gottes als „Vater“ im Vordergrund.
Wenn man Menschen heute fragt, ob sie an Gott glauben, sagen relativ viele „Ja“. Viel weniger glauben jedoch daran, dass Gott „Person“ ist. Manche können sich „etwas Göttliches“ vorstellen, eine höhere Energie oder Ähnliches. Wenn man heute an eine „Person“ denkt, ist dies ein Mensch, der in Beziehung mit seiner Umwelt lebt. Auch Gott – als Person – ist in Beziehung.
Geschichte. Wir stehen in jener Geschichte des Heils, die mit Abraham vor etwa 4.000 Jahren begonnen hat. Die Erkenntnis, wie Gott ist, ist von da an eng mit der Geschichte und den Erfahrungen des Stammes Abraham verbunden, aus dem das Volk Israel hervorgeht. Gott schließt einen Bund mit Abraham und seinen Nachkommen. Er verspricht, dem Volk beizustehen; das Volk verspricht, seinem Willen zu folgen.
Die Lebensumstände des Volkes Israel führen immer wieder zu neuen Erfahrungen. Daraus ergeben sich Rückschlüsse auf Eigenschaften Gottes. Alle Erfahrungen weisen auf ihn hin, aber keine ist allumfassend. Gott bleibt Geheimnis, auch wenn er immer wieder etwas von sich erkennen lässt. Die Liebe Gottes ist so groß, dass sie den Menschen nicht nur in Macht und Herrlichkeit gegenübertritt, sondern auch in Verletzlichkeit begegnet. Indem Gott seinen Sohn, Jesus Christus, gesandt hat, ist dies Realität geworden. In sich ist Leid sinnlos. Im Glauben jedoch kann man ahnen, dass hinter allen negativen Erfahrungen Gott dennoch stärker ist, dass dies irgendeinen Sinn haben mag – oder dass man herausgefordert ist, dem einen Sinn zu geben. Die Menschen sind frei in ihren Entscheidungen. Dennoch findet Gottes Liebe einen Weg. «
Woran wir glauben – Teil 1
Vertrauen ins Leben hat gute Gründe. Doch welche? Die Serie macht in vier mal drei Teilen Aspekte des christlichen Glaubens greifbar: den Ursprung des Lebens, Quellen des Vertrauens, Beziehungspflege mit Gott, die Welt verbessern.
Katharina Schindelegger (33) ist Theologin und Journalistin. Sie ist in den Pfarren Ober Sankt Veit und Unter Sankt Veit – Zum Guten Hirten (Wien 13) als Pastoralassistentin tätig.
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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