Loslassen – bewegen – festhalten: Unter diesem Gesichtspunkt näherten sich Elisabeth Kramer und Simon Hipfl der Neugestaltung des Kirchenraums in der Wallfahrtskirche Heiligenberg. Behutsam wurde auch die Heilquelle im Kirchenraum ins Licht gerückt.
Ausgabe: 2014/14, Kramer, Hipfl, Heiligenberg
02.04.2014 - Elisabeth Leitner
Die am Hang erbaute gotische Kirche, deren Gründung auf ein heilsames Erlebnis zurückgeht, benötigte 2012 dringend eine Renovierung. Im Zuge dessen wurden die Künstler Elisabeth Kramer und Simon Hipfl auf Vorschlag des Kunstreferats eingeladen, den Kirchen-Innenraum neu zu gestalten. Bereits im September 2013 waren die Arbeiten dazu abgeschlossen, der neue Altar wurde geweiht. „Den Raum zu öffnen und zu zeigen, was da ist“, war Kramer und Hipfl besonders wichtig.
Die Mitte bleibt leer
Die beiden arbeiten meist mit vorhandenen Strukturen. Alles neu zu machen und Altes zu entsorgen, ist nicht ihre Herangehensweise. Vielmehr gehe es darum, das, was schon da ist, sichtbarer, bewusster zu machen. „Da genügt es oft, eine Linie zu verrücken“, meint Kramer. Vor der Renovierung stand der Volksaltar mittig, der Blick des Zelebranten traf auf eine tragende Säule im Kirchenschiff. Heute stehen Ambo und Altar aus geräucherter Eiche als Einheit im Zentrum des Altarraums. Derselbe Boden trägt die beiden, sie sind miteinander verbunden „wie eine Skulptur“, ergänzt Simon Hipfl. Die Mitte zwischen Ambo und Altar bleibt offen, leer – und wird dadurch betont. Altar und Ambo symbolisieren ein offenes Band. Die am Boden angelegten Strahlen aus alten Kirchenfliesen verbinden wiederum Hochaltar und Kanzel miteinander. Alt und Neu sind verknüpft.
Quellwasser im Kirchenraum
Der Haupteingang öffnet sich einladend zum Kirchenraum hin, der Blick fällt zunächst auf den neu angeordneten Kreuzweg an der Nordseite. Linkerhand befindet sich im hinteren Teil des Kirchenraums der neu gestaltete Brunnenbereich. In eine Steinwand ist das „Augenbründl“ gesetzt, das bei Berührung zu fließen beginnt. Davor eröffnet ein Glasfenster im Boden den Blick nach unten: In etwa 30 m Tiefe glitzert das Quellwasser. Darüber befindet sich wiederum mit etwa 30 m Höhe der Kirchturm – eine beeindruckende Achse, die hier auffällt. Das Glitzern des Quellwassers, die Spiegelung des Lichts soll nun bis Ostern als abschließender Teil mit einer Brunnen-Projektion aus der Tiefe geholt und in den Raum projiziert werden. Sichtbar und doch nicht greifbar wird damit die Quelle des Heils – wie im Leben auch.