Im Kost-nix-Laden in Ottensheim kommt der Kreislauf von gebrauchten Dingen in Schwung – ganz ohne Geld.
Ausgabe: 2014/27, Kost-nix-Laden, Geld,
02.07.2014
- Christine Grüll
Manche Ideen liegen in der Luft. Wie die, nicht mehr gebrauchte Gegenstände an Menschen weiterzuleiten, die sie brauchen können. Uli Gruber und Elke Hinterndorfer hatten die Idee unabhängig voneinander, kamen ins Gespräch und haben vor zwei Jahren den Kost-nix-Laden in Ottensheim eröffnet. An zwei Tagen in der Woche ist der kleine Raum im Alten Amtshaus für Besucher/innen geöffnet. Die Gemeinde hat das leer stehende Haus für kreative Initiativen zur Verfügung gestellt. Aus dem Verein Otelo, dem Offenen Technologielabor, sind mehrere Projekte hervorgegangen: Radio wird gemacht, ein Raum steht für Treffen zur Verfügung, in einem anderen hat das „Radamt“ seine Werkstatt, wo Räder selbstständig repariert werden können.
Schenkwirtschaft, nicht Sozialprojekt
„Der Kost-nix-Laden ist kein Sozialprojekt, es ist eine Schenkwirtschaft“, sagt Uli Gruber. Hier werden Gegenstände angenommen, die noch in Ordnung sind, aber nicht mehr benötigt werden. Umgekehrt können Besucher/innen Dinge ohne Gegenleistung mitnehmen. Das hat manche anfangs irritiert. „Das muss man einmal aushalten – sich etwas nehmen zu dürfen, ohne geben zu müssen“, lacht Uli Gruber. Der ökologische Gedanke steht beim Kost-nix-Laden im Vordergrund. Kleidung, Bücher, CDs, Saisonales wie Christbaumständer oder Badeanzüge bekommen bei ihren neuen Besitzer/innen wieder einen Wert. So werden Ressourcen geschont und gleichzeitig hat auch die Wirtschaft etwas davon, betont Uli Gruber: „Wenn ich mit gebrauchten Dingen Geld spare, kann ich mir bei Bedarf ein hochwertiges Fair-Trade-Produkt leisten.“
Dinge leichter hergeben
Zwischen den Kleiderstangen und Regalen voller Bücher und Krimskrams wieselt die kleine Miriam herum. Ihre Mutter und Großmutter kommen gerne zum Stöbern und haben selbst schon Kleidung abgegeben. Sie könne sich leichter von Gegenständen lösen, wenn sie diese hier abgeben könne, meint Miriams Mutter. Karl Schober-Zangerle schaut ebenfalls regelmäßig vorbei, auf der Suche nach Spielzeug für sein Kind. Ihm gefällt es, hier Menschen zu treffen, die in der Wegwerfgesellschaft einen anderen Weg versuchen.
Ideen und Infrastruktur
„Ideen gibt es überall, aber meist fehlt die Infrastruktur“, sagt Uli Gruber. Die Sozialarbeiterin ist froh, dass die Gemeinde das Projekt mitträgt und davon profitiert: Nicht nur das denkmalgeschützte Haus, sondern auch das Ortszentrum werden belebt. Wie zur Bestätigung ist der kleine Raum nie leer. Uli Gruber prüft ein angebotenes Paar Kinderschuhe und erzählt von einem geplanten Essen mit den Kolleg/innen. Denn ein wenig Trinkgeld ist in den letzten Monaten doch zusammengekommen. Manche halten es noch nicht aus, nur zu nehmen.
Kost-nix-Laden Ottensheim im Alten Amtshaus, Marktplatz 9, E-Mail: kost_nix_laden@ottensheim.at. Geöffnet Mittwoch, 9.30 bis 11.30 Uhr, Freitag, 14 bis 18 Uhr. Mitarbeitende sind willkommen. Von 25. 7. bis 3. 9. ist Sommerpause.