Ein bemerkenswerter Theaterabend: In „Der Fall Gruber“ geht das Leben und Sterben des Johann Gruber unter die Haut.
Ausgabe: 2017/26
27.06.2017
- C. Grüll
Einfach war er nicht, der Priester Johann Gruber. Er wollte soziale Probleme tatkräftig lösen. Dafür hat der studierte Lehrer und Blindenanstalts-Direktor in den 1930er Jahren die Strukturen der Kirche ständig in Frage gestellt. Sein Leben im Dienst der Schwächeren und sein Sterben im Vernichtungslager Gusen hat der Historiker Helmut Wagner in einem umfassenden Buch niedergeschrieben. Doch nun tritt die Person Gruber hinter den historischen Fakten hervor: Im Theaterstück „Der Fall Gruber“ spricht er selbst zum Publikum. Stur und leidenschaftlich. Der Schauspieler Franz Froschauer macht Johann Gruber mit ganzer Kraft lebendig. Auf der Bühne im dunklen Mariendom erzählt er von drei wesentlichen Stationen in seinem Leben: von der Tätigkeit am Blindeninstitut, dem Prozess durch die Nationalsozialisten und der Inhaftierung. Und wie Franz Froschauer das erzählt, leidenschaftlich und überzeugt bis zur Sturheit, das scheint dem Menschen Gruber sehr nahe zu kommen. Dazwischen kommt es zu heftigen Gesprächen mit dem Denunzianten Josef Baumgartner (Andreas Pühringer) oder Sr. Virginia (Katharina Bigus). Einem blinden Mädchen wendet er sich einfühlsam zu. Einem Mithäftling gibt er zu essen. Am Ende liegt Johann Gruber gefoltert auf dem Boden. Er ruft zu Gott: „Bin ich so ein schwerer Sünder, dass ich durch dieses Feuer muss?“ Die vielen Menschen, die durch seine Hilfe im Vernichtungslager überlebt haben, sprechen ihn frei. Das ist wohl eine der Erkenntnisse des zu Recht lange applaudierten Abends. Bischof Manfred Scheuer unterstützt das Stück: „Die Erinnerung an Johann Gruber schließt eine Anfrage an die Kirche mit ein, wie sie es innerhalb ihrer selbst mit Rivalitäten und Konflikten hält.“ «
Das Stück kann für Kirchen gebucht werden. Bereits fixierte Termine: 21. September, Vöcklabruck; 22. Oktober, Schwanenstadt; 9. November St. Georgen/Gusen. Kontakt: Franz Froschauer, Tel. 0664/383 37 26, www.franzfroschauer.at