Ausgabe: 1998/42, Von der ehilenden wIrkung des Gesprächs
13.10.1998 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
Gesundheit ist heute ein öffentliches Thema wie noch nie. Das Geschäft mit der Gesundheit boomt. Der Zeitgeist suggeriert, Gesundheit wäre ein Konsumgut, das man zwar nicht geschenkt bekomme, das aber mit etwas Geld und Anstrengung immer wieder neu zu haben sei.Gleichzeitig wurden aber die wirklich existentiellen Fragen im Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit, mit Leiden und Sterben noch nie so erfolgreich und konsequent verschwiegen und tabuisiert. Die seelisch-geistige und transzendente Dimension, die Krankheiten auch haben, kommt in der Medizin zu kurz. Das ist schlecht für kranke Menschen, aber auch für das Medizinsystem und seine Vertreter selbst. Wer jemals krank war, weiß um die leidensverstärkende Wirkung von Sprachlosigkeit und des Gefühls, sich nicht verständlich machen zu können und nicht verstanden zu werden.Der Wiener Kommunikationswissenschafter Maximilian Gottschlich beschäftigt sich in diesem Buch mit dem grundlegenden Zusammenhang von Kommunikation und Gesundheit und Heilung. Er fragt nach den tieferen Ursachen des Scheiterns von Kommunikation zwischen Arzt und Patient und nach Bedingungen unter denen Kommunikation heilsam werden kann.Dabei geht es ihm nicht um moderne Kommunikationsstrategien. Die Beziehungsfähigkeit ist die eigentliche Herausforderung. In der Medizin ganz besonders.Ein wichtiges Buch. Ein Buch, das selbst schon heilsam wirken könnte. Empfehlenswert nicht nur für Ärzte, aber besonders für diese. Maximilian Gottschlich: Sprachloses Leid. Wege zu einer kommunikativen Medizin. Die heilsame Kraft des Wortes. Springer Verlag, 192 Seiten, S 345,-