Wort zum Sonntag
Was der Dom mit allen anderen Kirchen teilt, ist seine Bestimmung zum gemeinsamen Feiern des Glaubens. Das großräumige Denken von Bischof Franz Joseph Rudigier hat es im wahrsten Sinne des Wortes ermöglicht, dass im Linzer Mariendom für praktisch jeden und jede Platz ist und man sich nicht einschränken muss.
Und so soll der Mariendom am Sonntag seine Aufgabe erfüllen und allen Oberösterreicher:innen und ihren Gästen offen stehen – wie das schon bei seiner Weihe am 29. April 1924 der Fall war.
Im Zuge der Gottesdienste um die Weihe erklang damals Bruckners Messe Nr. 1 in d-Moll. Das Werk wird auch den Festgottesdienst am Sonntag begleiten. Entstanden ist diese Musik im Sommer 1864. Ihre Uraufführung erlebte sie am 20. November desselben Jahres aus Anlass des Cäcilienfestes, damals noch im Alten Dom (heutige Ignatiuskirche). Bei jener Aufführung soll Bischof Franz Joseph Rudigier laut eigenen Worten von der Musik so ergriffen worden sein, dass er nicht habe beten können. Um zu einem Zeitpunkt, da es keine Tonaufzeichnung gab, die Messe erneut hören zu können, wurde sie einen Monat später konzertant im Redoutensaal aufgeführt.
Die Nummer 1 der Messe bedeutet, dass das Werk die erste der drei großen Messen Bruckners ist, der jedoch schon vorher für die Eucharistiefeier komponiert hat. Allerdings folgte die Messe auf eine rund 10-jährige Pause nach der letzten Messvertonung („Missa solemnis“ 1854). In diesen zehn Jahren hatte sich Bruckner enorm weiterentwickelt, er verband mit der d-Moll-Messe den Beginn seiner „eigentlichen“ Kompositionszeit. Sie gehört zu jenen Werken, die den Ansfeldner Meister über die oberösterreichischen Landesgrenzen hinaus bekannt machten.
So unterschiedlich Bruckners drei große Messen sind, gemeinsam haben sie neben der musikalischen Schönheit auch eine „große theologische Präzision“ und die „besondere Betonung der christologischen Abschnitte“, wie die Musikwissenschaftlerin Melanie Wald-Fuhrmann geschrieben hat. Als frommer Katholik wusste Bruckner genau um die Texte, die er vertonte und denen er mit musikalischen Mitteln zu einem tieferen Verständnis verhalf. Bis heute hat diese Musik nichts von dieser Kraft verloren – und am Sonntag erklingt sie in dem Kontext, für den sie gedacht ist: im Gottesdienst im Dom.
Am Tag des offenen Doms am 27. April gibt es mehrere Möglichkeiten, die größte Kirche Österreichs auf neue Art zu erkunden. „Der Dom verneigt sich vor den Menschen, die ihn besuchen kommen“, heißt es in der Einladung.
Sehen, Hören, Riechen, Fühlen, Denken! schrittWeise ist eine inszenierte Jubiläumstour für alle Sinne durch den Mariendom. Interessierte entdecken so Orte, wo sie normalerweise nicht hinkommen – von der Bischofssakristei über die Krypta hinauf in die Galerie und auf den Dachboden der größten Kirche Österreichs. Auch die Rudigierhalle, ein ganz besonderer Raum, wird erkundet. Abschließend geht es in das neue Domcenter, das am Festwochenende eröffnet wird. Die Domführung schrittWeise findet von 10 bis 17 Uhr statt, startet mehrmals in der Stunde, dauert etwa eine Stunde und ist für die ganze Familie geeignet.
Wer die 633 Stufen bis zur Plattform an der Turmspitze des Mariendoms überwindet, wird mit einem unbeschreiblichen Blick über die Landeshauptstadt belohnt. Turmbesteigungen finden stündlich statt. Groß und Klein sind eingeladen.
Zu prägenden Glaubensorten im Dom führt Stefanie Hinterleitner, Pastoralassistentin der Dompfarre, um 14, 15 und 16 Uhr. Die Kurzführungen dauern etwa 45 Minuten.
Wer den Dom alleine erkunden möchte, findet neue multimediale Vermittlungsstationen, mit denen Kunstschätze wie der Rudigierstab oder die Fenster im Detail erforscht und betrachtet werden können.
Kostenlose Zählkarten für alle drei Führungen gibt es im Domcenter.
Beim Familienprogramm am Tag des offenen Doms am 27. April von 10 bis 17 Uhr können kleine und große Besucher:innen am Domplatz selbst am Dom „mitbauen“.
Lebendige Werkstätten der Dombauhütte und der Glasmalerei Stift Schlierbach bieten exklusive Einblicke, wie ein derartig beeindruckendes Gebäude entsteht und immer wieder restauriert wird.
Hüpfen und Rumtoben können Kinder in der Hüpfkirche. Die Katholische Jungschar bietet Mitmachstationen: Kinder können ein Dom-Fensterbild, einen kleinen Kerzenhalter, eine eigene Glocke, Blumen oder einen eigenen Duftstein basteln, der wie der Mariendom riecht. Es gibt einen Dom-Grundriss, auf dem eingezeichnet werden kann, wie man selbst eine Kirche einrichten würde.
„Magic Priest“ Gerd Smetanig präsentiert um 15:30 Uhr seine Show „Zauberhaftes unterm Domturm“. Um 14 Uhr spielt die Band Bigtime auf der Bühne.
Wort zum Sonntag
Turmeremitin Birgit Kubik berichtet über ihre Woche in der Türmerstube hoch oben im Mariendom Linz >>
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