KOMMENTAR_
Zu „Passt provokante Kunst in Kirchen?“ in Ausgabe Nr. 14:
Danke für Ihre Debatte über zeitgenössische Kunst in Kirchenräumen. Die Kirche braucht solche Werke als einen Aspekt der Verkündigung, um nicht zum Museum zu werden. Und Künstler:innen brauchen das Sakrale als Herausforderung und kirchliche Aufträge. Gut, wenn ein kommunikativer Prozess im Vorfeld stattfindet, wie in der Diözese Linz üblich.
Kunst muss üblichen Sehgewohnheiten voraus sein. „Wie in der Geisterbahn“ – so wurde vor Jahrzehnten Lydia Roppolts Kapellenausstattung im Bildungshaus Puchberg beanstandet. Heute stößt sich niemand mehr daran.
Helnweins geplantes Ostertuch sehe ich kritisch. Der erwachsene Jesus ging aus freier Entscheidung ins Leiden. Ein Kind ist aber ein Opfer von zumeist von Erwachsenen ausgeübter Gewalt.
Maria Prieler-Woldan, Linz
Ich finde es höchst bedauerlich, dass Kardinal Schönborn und mit ihm das Domkapitel vor einer kleinen, aber lauten und offenbar gut vernetzten Gruppe konservativer Kirchenmitglieder eingeknickt sind und die Helnwein-Installation des Ostertuchs im Stephansdom abgesagt haben. Dompfarrer Toni Faber und der Künstler bleiben im Regen stehen. Dabei hätte dieses Kunstwerk gerade in Wien, wo der christliche Glaube auf dem besten Weg ist, marginalisiert zu werden, eine Diskussion darüber anstoßen können, was wesentliche Inhalte unseres Glaubens sind. Diese Chance wurde vertan.
Und zur Frage, ob Kunst in der Kirche provokant sein darf: Natürlich darf sie!
Wobei Gottfried Helnwein seine als „provokant“ eingestufte Installation in dem Sinne angelegt hatte, wie Bischof Glettler den Begriff interpretiert: aufwecken, stimulieren.
Ihm wie Dr. Tück zu unterstellen, dass er damit „unterschwellig Lust an der Gewalt“ bedienen möchte, ist absolut jenseitig. Schade um ein großes Werk von Helnwein, das zum Nachdenken angeregt hätte.
Franz Vogelmayer, Schenkenfelden
Zum Kommentar „Ungerecht“ in Ausgabe Nr. 11 und Leserbriefen in den Ausgaben Nr. 12 und 13 dazu:
Die Rufe nach Verhandlungen der Ukraine mit dem kein (Kriegs-)Verbrechen scheuenden, nur seinem Macht- und Zerstörungstrieb folgenden Diktator werden immer drängender. – Verständlich. Wer wünscht sich nicht den endlich einkehrenden Frieden? Und es wäre ja auch „ganz einfach“ – oder? Die Ukrainer müssten nur den „Mut“ aufbringen und Putin unterwürfig um Friedensverhandlungen bitten. Er ganz allein gibt dann – jedweden Kompromiss verwerfend – die Regeln und Ziele vor. Die Ukraine fügt sich – und schon ist die „Spezialoperation“ zu Ende. Keine Raketen mehr, keine Drohnen, keine Panzer. Endlich „Frieden“!
Und um von den Verzweiflungs- und Schmerzensschreien der von den Besatzern geknechteten, misshandelten, vergewaltigten Ukrainer und Ukrainerinnen im neu entstandenen Putin’schen Folterstaat nicht belästigt zu werden, halten wir uns hier auf der „Insel der Seligen“ ganz einfach die Augen zu. Und die Ohren. Und den Mund natürlich, um weiterhin wohlfeiles russisches Öl und Gas zu erhalten. Tu felix Austria tace! [Du, glückliches Österreich, schweige!, Anm.]
Franz Pichler, Perg
Zur Diskussion auf den Leserbriefseiten:
Als ich vor fast 60 Jahren zum Priester geweiht wurde, dachte ich nicht, ich sei mit einer göttlichen Wandlungsvollmacht ausgestattet worden. Ich erinnere mich aber intensiv an die Salbung meiner Hände, begleitet vom Hymnus zum Heiligen Geist. In meinem pastoralen Wirken bewegte mich der Gedanke von Karl Rahner, dass Priestersein nach dem Neuen Testament eher vom „Dienst am Wort“ als vom kultischen Handeln beschrieben wird. Im neu erschienenen Bachl-Lesebuch vertritt der Autor die Ansicht, dass die ans Magische grenzende Überhöhung des Weihesakramentes und die damit verbundene Gefahr des Klerikalismus in der Kirche einen selbstverschuldeten Notstand geschaffen hätten. Ich frage mich, ob ein so verstandenes Weihesakrament für Frauen ein guter Weg für die Zukunft ist. Eher wäre es sinnvoll, Frauen und Männer, verheiratete und ehelos lebende, nach einer fundierten theologischen Ausbildung zu beauftragen, Zeugen für das Evangelium zu sein, die in der Taufe allen Gläubigen zugesagten Gnadengaben zu fördern und im Teilen von Brot und Wein Jesu Auftrag zu erfüllen: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Nach biblischer Tradition könnte diese Beauftragung verbunden werden mit der Handauflegung als wirksames Zeichen für den Beistand des Heiligen Geistes.
Mag. Helmut Jobst, per E-Mail
Dass nur Priester die Wandlungsworte sprechen dürfen, widerspricht weder dem Willen Christi, noch ist es eine Geringschätzung studierter Nichtpriester. Das Weihepriestertum beruht auf Jesu Erwählung, nicht auf einer Entscheidung der Gemeinde (Joh 15,16; vgl. Lumen gentium, 10). Es wurde von Christus selbst eingesetzt, über die Kette der Apostel den Bischöfen und Priestern weitergegeben und mit einem untilgbaren Prägemal besiegelt. Die Eucharistie ist „Herz und vitales Zentrum“ des priesterlichen Amtes (Direktorium für Dienst und Leben der Priester, 66); in ihr handelt der Priester nicht nur symbolisch, sondern wirklich in persona Christi. Wenn Christus als Mitte der Eucharistiefeier ernst genommen wird, ist die von ihm selbst intendierte unersetzbare Rolle des Priesters im sakramentalen Geschehen nicht verhandelbar.
Dr. Christina Traxler, Julbach
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