KOMMENTAR_
Zu Leserbriefen in Nr. 15:
Frau Dr. Christina Traxler postuliert in einem Leserbrief, dass nur der geweihte Priester die Wandlungsworte sprechen darf, weil Jesus selber das Priestertum eingesetzt hat.
Für sie ist das unverhandelbar. Ich glaube an einen Jesus, für den lediglich die Liebe unverhandelbar ist, aber keine von Menschen geschaffenen Machtstrukturen. [...] Die Freunde Jesu waren einfache Handwerker, Fischer, Zöllner, Hirten – quer durch alle damals vertretenen Berufsgruppen.
Zu diesen Freunden hat er gesagt: Tut dies zu meinem Gedächtnis. NICHT: Lasst euch weihen, lebt ehelos, werdet Priester – und dann dürft ihr in meinem Andenken handeln. Nein: Immer wenn Menschen miteinander Mahl halten im Sinne Jesu, ist er mitten unter ihnen, unter uns – das ist sein bleibendes Versprechen.
Dass wir als Kirche im Laufe der Jahrhunderte aus der so einfachen und doch so schwer lebbaren Liebesbotschaft Jesu ein derart kompliziertes Machtinstrument gebastelt haben, macht mich traurig und ratlos.
Dabei hätten wir genug damit zu tun, Jesu Traum vom Reich Gottes sichtbar und greifbar zu machen – wenn wir das ernst nehmen, bleibt uns keine Zeit für Diskussionen darüber, wer was wann wozu tun darf und wer nicht. Liebe leben kann jede und jeder. Das wäre heute genauso dringend nötig wie zur Zeit Jesu.
Christa Recheis-Kienesberger, per E-Mail
Den Leserbrief von Helmut Jobst in der Ausgabe Nummer 15/2024 kann ich völlig „unterstreichen“. Der Leserbrief von Christina Traxler ist aber sehr problematisch.
Das Weihepriestertum ist nicht von Jesus bestimmt. Der Bezug auf Johannes 15,16 stimmt nicht. Der Klerus im heutigen Sinn ist wohl erst im 4. Jahrhundert bei der Befreiung des Christentums von Verfolgungen durch den römischen Kaiser Konstantin entstanden.
Die Bezeichnung, dass ein Priester „in der Person Christi“ handelt, ist sehr problematisch. Das ist nicht möglich. Aber auf alle Fälle ist bei jeder Feier der Eucharistie Jesus Christus der Mittelpunkt. Er lädt ein. Er will die Erinnerung an Ihn. Er schenkt sich bei der Feier, die eine Feier aller ist (alle „konzelebrieren“), nicht nur eine des Priesters.
Natürlich braucht es dabei eine „Leitung“ durch Beauftragte, die auch die Gemeinschaft mit der Gesamtkirche symbolisieren. Das ist ein wichtiger Dienst. Dieser sollte theologisch und spirituell-geistlich tief ausgebildeten Männern und Frauen übertragen werden, ob verheiratet oder nicht. Jesus hat die Eucharistie gewollt, nicht den Zölibat oder nur Männer.
Em. Pfarrer Mag. Gilbert Schandera, Gallneukirchen
Zu „Ökumene: Zuversicht vor der EU-Wahl“, Nr. 13:
Mit Interesse habe ich den kurzen Beitrag zur EU-Wahl in Ihrer Zeitung gelesen und mir dazu Folgendes gedacht: Die EU liegt geografisch und auch politisch weitgehend im Spannungsfeld der Mitte – zwischen Ost und West. Sie ist jedoch in ihrem Handeln fast nur dem Westen zugeneigt.
Diese Ausrichtung ist verständlich und wird bei der kommenden EU-Wahl eine Rolle spielen – wäre jedoch im Sinne der Spiritualität und des Friedens zu überdenken. Die spirituellen Hintergründe der Position der Mitte wären Dreifaltigkeit/Trinität, Einheit und Ausgleich, oder einfach gesagt das ganzheitliche, alles einschließende Denken im Sinne von „sowohl aus auch“.
Wird eine Seite bevorzugt, erzeugt dies Dualität, Wettbewerb und Kampf, also „entweder oder“ bzw. „ich oder du“. Sollte sich die EU daher nicht wieder mehr auf die Mitte besinnen und damit ihre Position als ausgleichende und einbeziehende Kraft zwischen Ost und West stärken?
Rudolf Traxler, Marchtrenk
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