Forderung: Promenade soll nach Pfarrer Josef Rohrmoser, der ins KZ kam, umbenannt werden
Ausgabe: 1998/44, St. Wolfgang
27.10.1998 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
St. Wolfgang. Im idyllischen Salzkammergutort herrscht nach Medienberichten der Vorwoche Aufregung. Seit Jahren laufen die Israelitischen Kultusgemeinden, das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes und die Initiative Welser gegen Faschismus Sturm gegen die Dr. Franz-Xaver-Rais-Promenade in St. Wolfgang. Den genannten Initiativen stößt die nationalsozialistische und judenfeindliche Haltung des Namensgeber der Promenade, dem früheren Gemeindearzt Dr. Rais, auf. Rais, so heißt es in einem Offenen Brief an den Bürgermeister der Martgemeinde, habe aufgrund seiner fanatischen Gesinnung 1942 bei den NS-Behörden eine „in Mischehe lebende Jüdin“ denunziert. Dr. Rais habe dadurch die Deportation oder die Einweisung der Frau in ein Konzentrationslager nicht nur Kauf genommen, sondern sogar gewollt. Er habe „aus Rassenwahn“ das Leben einer Unschuldigen gefährdet. Die Frau konnte zwar bleiben, überlebte aber nur unter Schikanen. Die Rais-Kritiker fordern, zur 60. Wiederkehr der Reichsprogromnacht, in der im Deutschen Reich die Synagogen brannten, am 6. November 1998 die Umbenennung der Promenade in „Pfarrer Josef Rohrmoser-Promenade vor. Josef Rohrmoser war von 1917 bis zu seiner Verhaftung im Oktober 1939 Pfarrer in St. Wolfgang. Wegen der Bemerkung, daß „dieser Krieg so ausgehen würde wie der Erste Weltkrieg“ und dann eine Hungerszeit kommen würde, wurde ihm „Heimtücke“ vorgeworfen. Seine Predigten hätten die „innere Front zerstört“. Von 1940 bis 1945 war Rohrmoser KZ-Häftling in Dachau („Nr. 22.842“). Er starb 1961 in Kirchheim.An den jetzigen Pfarrer von St. Wolfgang, KsR Helmut Köll, wurde der Vorschlag eines dauernden ehrenden Andenkens an Josef Rohrmoser schon mehrfach herangetragen. Pfarrer Köll kann sich das gut vorstellen.