Konservative Mittelschüler fordern Ausweitung der Leistungsbeurteilung in der Schule
Ausgabe: 1999/06, Schule, MKV
23.02.1999 - Maria Hauer
Die Ausweitung der Schulnoten auf eine 10-teilige Skala und die Bewertung der Persönlichkeit im Zeugnis ist der diesjährige Beitrag des MKV (Mittelschüler Kartell-Verband) zur gesellschaftspolitischen Diskussion. Neben dem Thema Religionsunterricht versus Ethikunterricht ist die Frage der Schulnoten heuer der gesellschaftspolitische Schwerpunkt des Mittelschülerkartellverbandes (MKV). Dies meinte der o.ö. Landesvorsitzende des MKV NAbg. Mag. Helmut Kukacka am Freitag bei einer Podiumsdiskussion.„Das Leistungsprinzip ist das einzige sozialneutrale und daher demokratiegerechte Ausstiegs- und Verteilungskriterium“, will Kukacka allen jenen ins Stammbuch schreiben, die die Noten in der Schule abschaffen möchten, denn dies würde zu einer Demotivation „vor allem von leistungsorientierten Schülern“ führen. Darüberhinaus fordert der MKV aber eine „Verbesserung“ des Notensystems. Dazu gehöre:h daß die Vergleichbarkeit der Noten, vor allem zwischen Schulen des gleichen Typs gewährleistet sein muß;h daß Lehrer nach jeder Leistungsfeststellung diese in einem Gespräch begründen müssen;h daß sie rechtzeitig auf Leistungsschwächen und ihre Behebung hinweisen müssen;h daß Schüler jederzeit Auskunft über seine Noten fordern kann und daß Lehrer erklären können, wie sich Noten zusammensetzen. Außerdem sollen Schüler immer wissen, was überprüft wird.Der MKV wünscht sich auch, besondere Anerkennung für besondere Leistungen.PersönlichkeitsprofilWenn es nach den katholischen farbentragenden Schülern geht, soll künftig das Zeugnis auch ein „Persönlichkeitsprofil“ enthalten, in dem Leistungsbereitschaft, soziale Kompetenz und Kommunikationsfähigkeit benotet sein sollen.Argumentationshilfe für die Ausweitung der Notenskala auf zehn Teile holt der MKV bei Univ. Prof. Dr. Friedrich Oswald von der Uni Wien, „weil man damit die Interpretation der Leistung als eine Prozentangabe des erreichten Standards verbinden könne“. Bundesschulsprecher Stefan Friedrich begrüßte diesen Vorschlag als „gerechter“.Für Notengebung, aber gegen einen „Notenkult“ und gegen Noten als Druck- und Disziplinierungsmittel sprach sich die Deutschlehrerin Mag. Ida Dehmer vom Petrinum aus.Auch Landesschulratspräsident Dr. Johannes Riedl will die Noten nicht abgeschafft wissen, gab aber zu bedenken, daß nicht alle Unterrichtsziele messbar seien, schon gar nicht mit physikalischer Genauigkeit. „Die Qualität der Leistungsbeurteilung, die Güte der Ziffernnote hängt auch davon ab, inwieweit die urteilende Lehrperson Einfühlung in den betroffenen Schüler aufbringt“, sagte Riedl. Und, die in der Schule vorherrschende Fremdkontrolle sei auch nicht alles.Das geforderte Persönlichkeitsprofil lehnte er nicht nur ab, sondern bezeichnete es sogar als „gefährlich“.