„Die haben halt erkannt, daß man Leute, die vor den Mündungen der Gewehre und Panzer fliehen, nicht einfach zurückschicken kann.“ Leider gilt dieser Befund des Caritas-Flüchtlingsexperten Günther Fleischmann nicht für Österreich, sondern für die Schweiz.Aufgrund der anhaltenden kriegerischen Zusammenstöße im Kosovo ist im vergangenen Jahr auch die Zahl der Asylanträge in Österreich gestiegen, von 6719 im Jahr 1997 auf 13.805. Gleichzeitig aber wurden seit 1990 noch nie so wenige Asylverfahren positiv abgeschlossen wie 1998, nämlich 500 von 9500 Anträgen. „Für Kosovo-Albaner, die vor Terror und Krieg fliehen, gibt es praktisch kaum eine Möglichkeit, in Österreich Zuflucht zu finden“, meint Günther Fleischmann von der Caritas-Ausländerhilfe. Wenn es jemandem gelingt, nach Österreich hereinzukommen, dann kann er entweder möglichst rasch illegal bei Verwandten (Gastarbeitern) untertauchen, oder aber er hat ziemlich sicher mit seiner Abschiebung zu rechnen. Scheinrecht auf AsylRechtlich bestehe zwar die Möglichkeit, einen Asylantrag zu stellen, diese aber würden in der Regel abgelehnt, wenn jemand nicht hieb- und stichfest nachweisen könne, daß er persönlich verfolgt und mißhandelt wurde. Die durchaus konkrete Gefährdung an Leib und Leben, etwa weil sein Dorf bereits mehrmals beschossen wurde und dabei auch Familienmitglieder den Tod fanden, gilt nicht als Asylgrund. Eine weitere Möglichkeit, ein Aufenthaltsrecht in Österreich zu bekommen, so Fleischmann, sei die Familienzusammenführung. Dazu aber müssen ein Antrag aus dem Ausland gestellt und erhebliche Wartezeiten in Kauf genommen werden. Eine Variante, die angesichts der bewaffneten Auseinandersetzungen im Kosovo, die allein im Jänner 45.000 Menschen zwangen, ihre Heimatdörfer zu verlassen, völlig unrealistisch sei, betont Fleischmann. Der Realität stellenGemeinsam mit dem Leiter des evangelischen Flüchtlingsdienstes, Michael Bubik, fordert daher Fleischmann, daß sich die Regierung und die Behörden in Österreich endlich der Realität stellen. Die wachsende Gewalt führe dazu, daß immer mehr Menschen aus dem Kosovo auch versuchen, in den Westen zu fliehen, zumal viele von ihnen hier Verwandte haben. „Die Schweiz hat das zur Kenntnis genommen, daß man Menschen, die vor den Mündungen der Gewehre und Panzer fliehen, nicht einfach zurückschicken kann. Österreich noch nicht“, sagt Fleischmann betroffen. Dabei gibt es im neuen Fremdengesetz genau dafür einen eigene Regelung – das „vorübergehende Aufenthaltsrecht für Zeiten eines bewaffneten Konflikts“. Das Argument, man könne den Serben durch die Aufnahme der Flüchtlinge nicht die Vertreibung der Albaner erleichtern, hält Günther Fleischmann für scheinheilig. „Dann muß man halt wirklich etwas tun, damit Krieg und Massaker eine Ende nehmen.“Es wäre ein SkandalErschüttert von einer Reise durch den Kosovo, forderte Caritas-Präsident Franz Küberl von Österreich erneut mit Nachdruck ein „vorübergehendes Aufenthaltsrecht“ für Kosovo-Albaner. Alles andere „wäre ein Skandal“. Die Tatsache, daß Wahlen vor der Tür stehen, dürfe nicht zu neuen Inhumanitäten gegenüber bedrohten Flüchtlingen führen, betont Küberl. Laut Bericht des UN-Flüchtlingshilfswerkes sind derzeit etwa 350.000 Menschen im Kosovo auf der Flucht, etwa 210.000 im eigenen Land, 50.000 in den Nachbarländern und 90.000 im Westen.