Minister Bartenstein präsentierte neuen Jugendbericht
Ausgabe: 1999/07, Jugend, Bartenstein
23.02.1999 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
Wien (KAP). „Österreichs Jugend ist viel besser als ihr Ruf“ – Das geht nach den Worten des österreichischen Jugendministers Dr. Martin Bartenstein aus dem dritten Jugendbericht hervor, den er am Donnerstag der Vorwoche gemeinsam mit dem Wiener Pastoraltheologen Dr. Christian Friesl präsentierte.Es zeige sich, daß keineswegs von einem zunehmenden Werteverlust unter den Jugendlichen geredet werden könne: Bartenstein bescheinigte den Heranwachsenden „hohes Verantwortungsbewußtsein“ etwa im Bereich der Beziehungsgestaltung, Werte wie Solidarität und Familie würden durchaus hochgehalten.Anlaß zur Sorge gibt laut Bartenstein der zuletzt „dramatische“ Geburtenrückgang in Österreich. Heute sei das Verhältnis von Jugendlichen und mehr als 60jährigen ausgeglichen, in einer Generation werde sich die Zahl der „Alten“ von derzeit 1,5 auf rund drei Millionen verdoppeln, die Zahl der Jugendlichen dagegen von jetzt 1,4 auf 1,1 Millionen absinken.Projektleiter Christian Friesl wies darauf hin, daß sich die Freizeit junger Menschen, vor allem von Schülern, zuletzt reduziert hat: Während berufstätige Jugendliche und Studenten an Wochentagen durchschnittlich 4,9 Stunden Freizeit hätten, kämen Schüler nur auf knapp über vier Stunden. Die Bedeutung der „Jugendkulturen“ und „Jugendszenen“ wachse, was auch an der zunehmenden Finanzkraft liege.Feste Beziehungen sind wichtigEin Teilaspekt des Jugendberichtes ist der „Jugendsexualität in den neunziger Jahren“ gewidmet. Demnach werde die „traditionelle Sexualmoral durch eine Verhandlungsmoral der Beteiligten ersetzt“. Das bedeutet laut Jugendforscherin Ingrid Kromer aber nicht, daß sich die Befürchtungen am Beginn der „sexuellen Revolution“ bewahrheitet hätten, daß es zu einem Niedergang der Werte kommen werde: „Der freiere und aufgeklärtere Umgang mit Sexualität führt nicht automatisch zu einer sexualkonsumistischen Freizügigkeit.“ Auch seien „moralische Grundbausteine“ wie Treue, Liebe und Verantwortung keineswegs weggespült worden. Im Gegenteil: Jugendsexualität sei heute nur noch selten ein „unerwartet hereinbrechendes Abenteuer, sondern wird meist zum ersten Mal in einer fixen Beziehung ausprobiert“, bei der der Anspruch auf Treue eine große Rolle spiele. Heutige Jugendliche, so Kromer, finden es „ganz selbstverständlich, daß man vor der Ehe mehrere Liebes- und Intimbeziehungen durchlebt“, bis man sich an einen Lebenspartner bindet.