Es war der 6. Februar 1947. Im verschneiten Stiftshof von Schlägl kam Johannes Felhofer als letzter der Mitbrüder zurück, von den Spuren der Gefangenschaft und des langen Heimweges gezeichnet. Stift Schlägl war nach dem Krieg den Prämonstratenser Chorherren zurückgegeben worden. Ein einziges Mal seit der Stiftsgründung im Jahr 1218 war das Stift für mehrere Jahre aufgelöst gewesen.
„Das Stift Schlägl und seine Pfarren im Dritten Reich“ zeigt Johann Großruck, einst selber Chorherr in Schlägl, in einem nun vorliegenden Band auf. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten hatte das Stift Schlägl eine schwierige Zeit zu bestehen. Wirtschaftlich schwer verschuldet, personell durch ein von Alter und Krankheit belastetes Führungstrio in der Krise, kam es zu Spannungen auch unter den Mitbrüdern. Über die Grenze des oberen Mühlviertels gab es damals illegale Kontakte nach Deutschland.
Die Machtergreifung der Nazis bedeutete zunächst das Aus für das noch junge Unterstufengymnasium in Schlägl. In die Winterschule des Stiftes wurden die „Braunen Mädchen“ einquartiert. Genau zum Zeitpunkt von Schuschniggs berühmter Abschiedsrede im Radio predigte in der Pfarrkirche Aigen der Volksmissionar P. Alois Bogsrucker gegen die Führer Euphorie: „Christus, dein sicherer Führer!“ Vom Marktplatz herein waren in der Kirche die Parolen der (noch) Illegalen zu hören: „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“. Vorbei am Stift zogen die Schreier Richtung Rohrbach.
Wie sich die dramatische Entwicklung in den kommenden Jahren auf Stift und Schlägler Pfarren – auch in Böhmen – ausgewirkt hat, zeichnet Großruck nach, bis in die Zeit der russischen Besatzung. Ein Schematismus zum Schlägler Konvent gibt Auskunft über viele Schicksale.
Johann Großruck, Das Stift Schlägl und seine Pfarren im Dritten Reich, (hgg. von Helmut Wagner in der Edition Kirchen-Zeit-Geschichte), 400 Seiten, S 348,– (ISBN 3-9500891-2-8)