Russische Spezialeinheiten durchsuchten das Zentrum der Jesuiten in Nowosibirsk, in dem Joseph Werth lebt, der Bischof der flächenmäßig größten Diözese der Welt.
Vor seiner Wahl zum Präsidenten Russlands hat Wladimir Putin eine neuerliche Dikatur ausgeschlossen: „Der Zug ist abgefahren.“ Der ehemalige KGB-Offizier fügte hinzu, dass die einzige Diktatur die „der Gesetze in einem starken Staat“ sein werde. Unmittelbar nach der offiziellen Machtübernahme im Kreml vom 7. Mai, deren Prunk einer Zarenkrönung glich, haben jedoch kritische Medien die „Diktatur der Gesetze“ zu spüren bekommen. Dass der „starke Staat“ in Form einer Spezialeinheit auch das geistliche Zentrum der Jesuiten in Nowosibirsk am 11. Mai heimsuchte, wurde erst jetzt bekannt. Während die in Tarnuniform Gekleideten die Jesuiten für Stunden in Schach hielten, wurde alles durchsucht. Unter Missachtung der Gesetze wurden Akten und alle Computer des im Hause befindlichen katholischen Fernsehstudios beschlagnahmt, ebenso persönliches Eigentum von Joseph Werth, dem Bischof von Sibirien. Auch Werths Eltern hatten die Allmacht des Staates erfahren, jedoch zur Sowjetzeit. Die Mutter im Alter von drei und der Vater als siebenjähriger waren als Wolgadeutsche in der Steppe Kasachstans ausgesetzt worden. 1952 wurde in Karaganda Joseph geboren, das zweite von elf Kindern. Zwar hat der Jesuit und Bischof, dessen Diözese zwischen Ural und Beringsee 159-mal größer als Österreich ist, wegen des Übergriffes eine Protestnote an Putin gerichtet. Aber für den Kreml war es bestimmt nur eine deplatzierte Aktion einer untergeordneten Dienststelle.