Das eine ist die sichere Welt, berechen- und planbar. Man verwendet viel Mühe darauf, in dieser Welt zu bestehen. Die „natürliche Lebenserwartung“ – Gott sei Dank im Steigen begriffen – grenzt den Horizont der Erwartungen ein, die man an diese Welt setzen darf. Mit einem soliden Einkommen sein Auskommen zu haben, die Kinder und Enkelkinder halbwegs mit sicherer Lebensperspektive aufwachsen zu sehen – das darf man sich erwarten.
Der Christi-Himmelfahrts-Tag spricht eine andere Dimension des Lebens an: Himmel – für manche bloß ein schwammiger Begriff dafür, was man besser bei den Märchen belässt; für andere aber der feste Grund des Lebens überhaupt. Da gab es in Österreich letzte Woche die große Besorgnis um das Wohl eines kleinen, entführten Babys. In seiner Ausgeliefertheit weckte es das Mitgefühl. Wenn es gelänge, dass Menschen dieses Mitfühlen für andere lebendig hielten oder auch erst entdeckten – auch für Leute, die nicht von vornherein Mitleid erwecken–, dann wäre ein Stück Himmel wirklich geworden. Unbequeme und wenig anziehende Menschen blieben davon nicht ausgenommen. Eine „Erlösung“ aus gängigen Verhaltensschemen wäre das, eine „Erhebung“ über die normalen Spielregeln des Lebens. Der Himmel – das ist die größere und verheißungsvollere Perspektive des Glaubens. In ihm spiegelt sich der Sinn des Lebens wieder. Man sagt, er sei grenzenlos.Wenn Menschen das Mitfühlen für andere entdeckten, wäre ein Stück Himmel wirklich geworden.