Es ist bald zwei Jahrzehnte her, da war die Taube allgegenwärtig – als Friedenstaube wurde sie zum Symbol gegen bewaffnete Macht und Unterdrückung. Allenthalben war die Friedenstaube gegenwärtig bei den Freidensdemonstrationen der Achtzigerjahre. Wie groß die Angst der Macht vor den vom Geist des Friedens Bewegten ist, zeigte die Verhaftungswelle, mit der in den letzten Tagen China jene ausschalten wollte, die zum 11. Jahrestag der Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung auf das damalige Unrecht aufmerksam machten.
Ist es nur Zufall, dass das Symbol der Taube auch ein urchristliches Symbol ist? Es steht für den Geist Gottes. Das Pfingstfest der Christen ruft das in Erinnerung. Diesen Geist auszurotten, haben sich schon Mächtige bemüht. Doch er ist nicht greifbar, flammt immer wieder auf, greift um sich, unberechenbar.
Die Kirche tut gut daran, gerade diese Unberechenbarkeit des Geistes zu bedenken. Es kommt der Segen nicht immer aus der erwarteten Richtung. Er lässt sich nicht dorthin verbannen, wo man ihn im Griff zu haben meint. Das macht die Stärke der Kirche aus: nicht wie viel Geld und wie viel Personal sie hat. Wohl aber, dass sie die Zusage des Geistes hat: Ich bin bei euch alle Tage.