Ausgabe: 2000/25, Kopf der Woche, Ein logischer Schritt
20.06.2000
- Hans Baumgartner
Seit fünf Jahren werkt Ingrid Thurner für die Plattform „Wir sind Kirche“. Der Aufbruch der Konzils-Kirche hat sie geprägt.
Vom 3. bis 25. Juni 1995 lag das Kirchenvolks-Begehren zur Unterschrift auf. Eine, die damals so manche Nacht durchgearbeitet hat, um diese Initiative aus dem Stand zu organisieren, war Ingrid Thurner aus Volders. „Für mich“, so sagt sie, „war das die logische Fortsetzung meines 20-jährigen Engagements in der Kirche.“ In der Jungschar und Katholischen Jugend groß geworden, habe sie die Zeit des Konzils und des Aufbruchs in der Kirche sehr intensiv miterlebt. „Durch die ,Bewegung für eine bessere Welt‘ , die mich sehr geprägt hat, habe ich mich dann auch sehr bewusst mit den Konzilstexten beschäftigt.“ Der Aufruf von P. Lombardi an die Laien „Tut etwas!“ ist ihr seither ebenso Zu-Mutung wie Ermunterung. Und Ingrid Thurner hat angepackt – im Bewusstsein, dass Laien in der Kirche nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte und eine eigene Berufung haben.
Thurner war zehn Jahre in Volders Pfarrsekretärin. „Da habe ich sehr viel gelernt und erlebt, was an lebendiger Kirche möglich ist, wenn man engagierte Leute arbeiten lässt.“ Sie war in der Diözese Innsbruck sechs Jahre Vorsitzende des Laienrates und stellvertretende Vorsitzende der Frauenbewegung. Das wachsende Gefühl, dass viele Anliegen des Konzils stecken blieben, war einer der Gründe, warum sie sich den Tiroler Initiatoren des Kirchenvolks-Begehrens um Thomas Plankensteiner anschloss. Ein Weg, den die dreifache Mutter und zweifache Großmutter trotz aller Rückschläge und Enttäuschungen über den Reformstillstand positiv sieht: neue Reformbewegungen in 20 Ländern, der „Dialog“ oder die neuen diözesanen Frauenkommissionen ermuntern sie, weiterzumachen.