Nach 14-monatigem Verfahren wurde Augustin Misago von einem Gericht in Ruanda vom Vorwurf der Beteiligung am Völkermord freigesprochen.
Tosender Applaus brach aus, als am 15. Juni um 16.40 Uhr nach eineinhalbstündiger Urteilsverkündigung Richter Jaliere Rutaremara sagte: „Alle Anklagepunkte gegen Misago wurden fallen gelassen. Misago ist frei!“ Und der katholische Bischof von Gikongoro brach in Tränen aus. Musste der Angeklagte zuvor, von 14-monatiger Haft im Zentralgefängnis der Hauptstadt Kigali gesundheitlich sehr geschwächt, den richterlichen Ausführungen stehend folgen. Erst am Ende kam der erlösende Satz. In rosa Haftkleidung und mit umgehängtem Brustkreuz musste der 59-Jährige 90 Minuten damit rechnen, auch zum Tod verurteilt zu werden. So hatte es der Staatsanwalt im Plädoyer am 9. Mai gefordert: Wegen Drahtzieherei im Völkermord, bei dem innerhalb weniger Wochen 800.000 Tutsis und gemäßigte Hutus ermordet worden waren.Augustin Misago, der vor 1994 als Hoffnungsträger der katholischen Kirche des ostafrikanischen Landes galt, sah sich selbst als „Opfer einer Verschwörung“. Und Rom sah darin eine schwere Belastung für seine Beziehung zur Tutsi-Regierung. Beobachter nannten das Verfahren gegen den ranghohen Hutu den Versuch, einen Schauprozess gegen die Kirche zu inszenieren, die sich bisher in keiner Form über ihre Rolle während des Genozids offiziell geäußert hat. Augustin Misago umarmte nach dem Freispruch Nuntius Pennacchio, der nicht nur während der Urteilsverkündigung im Gerichtssaal hinter dem Bischof gestanden war.