Kommentar von Hans Baumgartner und Martin Kranzl-Greinecker
Ausgabe: 2000/27, Es verdrießt, Mexikos Neustart
04.07.2000
Es verdrießt
Der „Dialog für Österreich“ sei tot. Aus Enttäuschung darüber lege er alle kirchlichen Ämter nieder. So begründete kürzlich der ehemalige Sekretär der Bischofskonferenz und Wiener Domkapitular Msgr. Michael Wilhelm seinen Ausstieg. Kardinal Schönborn widersprach dieser Dialog-Diagnose nach der letztwöchigen Bischofskonferenz in Mariazell. Es gebe gute Gespräche in Rom zum Thema Bischofsernennungen und in den Dialoggruppen gehe es voran. Niemand hat sich schnelle Antworten Roms erwartet, viele aber hofften, dass wenigstens das rasch umgesetzt wird, was möglich ist. Das von manchen Bischöfen auch das nicht geschieht, verdrießt viele Gläubige wirklich.
Mexikos Neustart
Seit 1929 hat die „Partei der Institutionalisierten Revolution“ (PRI) Mexiko regiert. Mit dem Wahlsieg des Oppositionskandidaten Vicente Fox von der Partei der Nationalen Aktion (PAN) ist diese Langzeit-Vormacht Vergangenheit. Viele kirchliche Menschen und vor allem die von der Privatisierung der letzten Jahre schwer geprüften „kleinen Leute“ jubeln. Unter dem letzten Präsidenten Zedillo erreichten Armut und Verschuldung neue Rekorde. Die Situation der Menschenrechte ist schlimm, wogegen auch Bischöfe protestierten. Als vor Monaten ein Abgeordneter der Opposition Österreich besuchte, nannte er die Wahlen eine „Zerreissprobe zwischen Krieg und Frieden“. Ob das Land Frieden, Versöhnung und Entwicklung gewählt hat, wird die Zukunft zeigen. Ein Neustart ist gemacht. Vicente Fox, der stets seine christliche Motivation betont, kann und soll nun beweisen, ob er den Kurswechsel schafft. Es ist ihm, vor allem aber Mexiko, zu wünschen.