Die Welt der Mönche: Gottes Werk durch Menschen Hand
Ausgabe: 2000/31, welt der mönche, seckau,
01.08.2000 - Stefan Nöstelthaller
Die Ausstellung der steirischen Benediktiner-Abtei Seckau zeigt das Werk des vor 80 Jahren im Bregenzerwald geborenen Goldschmieds Bruder Bernward Schmid.
Klöster waren immer Zentren kulturellen Lebens und die Mönche zu strenger Lebensführung verpflichtet. So entstanden in ihren mittelalterlichen Schreibstuben prachtvoll verzierte Handschriften, schufen Maler, Bildhauer und Glasmaler bedeutende Werke oder haben klösterliche Goldschmiedewerkstätten eine lange Tradition. Meist sind die Namen dieser Kunstschaffenden nicht überliefert. Die wenigsten der Künstler, die sich in erster Linie als Handwerker fühlten, waren geistlichen Standes, oft stammt das theologische Konzept ihrer Arbeiten von Klerikern.
Durch göttliche Fügung
Professor Peter Paul Schmid, der vielseitige Goldschmiedemeister Br. Bernward, verbindet Tradition mit zeitgemäßem Formenschatz und handwerklicher Meisterschaft. Ein halbes Jahrhundert hat er die Goldschmiedewerkstatt der Benediktinerabtei Seckau geleitet. In die Steiermark „verschlagen“ hat es den im Bregenzerwald geborenen Bauernsohn „durch göttliche Fügung und Bestimmung“, meinte der heute 80-Jährige zufrieden: Um dem begabten Buben eine gute Ausbildung zu ermöglichen, schickten ihn die Eltern nach Empfehlung des Dorfpfarrers und -lehrers von Riefensberg mit 15 in die Seckauer Brüder-Schule. Sein Eintritt in das Kloster 1937 war ebenso wenig geplant wie sein weiterer Lebensweg: 1939 mussten die Benediktiner Seckau verlassen. Br. Bernward kam nach Maria Laach ins Rheinland, wo das Kloster zu einem Reservelazarett umfunktioniert worden war. Untauglich für die Arbeit in der Munitionsfabrik hatte er dort den Hühnerstall zu betreuen. Dabei knüpfte er Kontakt zu Bruder Notker Becker, der als Maler, Graphiker, Email- und Elfenbeinkünstler hochgeschätzt war.
Nach Seckau zurückgekehrt, besuchte Br. Bernward die Kunstgewerbeschule in Graz. 1951 legte er die Meisterprüfung ab und bald entstand die Gold- und Silberschmiede des Klosters, die der kunstreiche Bruder bis zum Jahr 1995 leitete. Unter seiner Leitung wurde 1986 auch am Gymnasium eine Lehrwerkstätte für das Goldschmiedehandwerk eingerichtet. An die 500 Messkelche und 19 Bischofsstäbe, Monstranzen sowie viele andere kirchliche Geräte, aber auch aufwendig-prachtvolle Schmuckstücke sind unter der Mitarbeit zahlreicher Gesellen und Lehrlinge in dieser Werkstatt entstanden.
Das Netz einholen
Auf die Frage, welches seine liebste Auftragsarbeit war, antwortet der Ordensmann schnell und überlegt: „Alle!“ Auch wenn zu spüren ist – ein Kunstwerk hat es ihm besonders angetan und das nun als Leihgabe für die diesjährige Ausstellung der Welt der Mönche „Gottes Werk durch Menschen Hand“ den Weg in die Abtei wieder zurückgefunden hat: ein Bischofsstab mit der Darstellung des Fischers, der mit dem Netz den Fang einholt.
Sein Schüler, der Grazer Goldschmied Alexander Kübeck, führt die Seckauer Gold- und Silberschmiede nun weiter. Aber Bruder Bernward bleibt nicht untätig. Er arbeitet an einem Archiv und beschäftigt sich mit seinen Lebenserinnerungen. Sein Gedächtnis ist ebenso bewundernswert wie seine gläubig-positive Lebensweisheit. Er blickt auf acht Jahrzehnte zurück, in denen sich alles zum Guten gewendet hat. Und mit seinem Werk hat er der Welt ein großartiges Geschenk gemacht.
Schaufenster:
Klosteralltag
Mehr als 73.500 Besucher im Vorjahr haben die Mönche der steirischen Benediktinerabtei Seckau dazu ermutigt, auch heuer wieder die Pforte für Ausstellungsbesucher zu öffnen. Und zwar wollen die Mönche etwas von der Art benediktinischen Lebens für Menschen unserer Zeit nicht nur verstehbar, sondern auch erlebbar machen: die Arbeitswelt des Klosters. Bereits an der Pforte werden die Besucher von einer 1,6 Meter hohen und etwa 1,8 Tonnen schweren Glocke empfangen. Ihr Klang lädt ein, in den Rhythmus des klösterlichen Lebens von Gebet, Arbeit und Meditation einzutauchen und wenigstens für die Zeit des Besuches den eigenen Alltag loszulassen.Denn inhaltlich ist die Ausstellung an den einzelnen Tagzeiten im Kloster ausgerichtet. Die täglichen fünf Stundengebete weisen den Weg: ob Organisation der unterschiedlichen Benediktinerorden, Aufgabengebiete der einzelnen Konventmitglieder, Seelsorge, der Hl. Josef als Namenspatron aller Handwerker, Wissenschaft oder das Abteigymnasium. Alles sind Themen, die interessant aufbereitet wurden. Der Klostergarten, der zum Verweilen einlädt, schließt den Rundgang im Kloster ab. In vollendeter Weise wird hier Gottes Werk durch Menschen Hand ausgeführt, wodurch die Schönheit und das Geheimnisvolle dieses Ortes zu einer Einheit verschmilzt, die Menschen seit jeher fasziniert. Ebenso ist die Basilika Höhepunkt und „Zentrum“ des klösterlichen Lebens und seines Alltags: als ein Ort der Stille, des Gottesdienstes und der Meditation. „Die Welt der Mönche“ ist bis 26. Oktober täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Informationen: Tel. 0 35 14/52 34-100
Sommerquiz:
15 Eintrittskarten für die besprochene Ausstellung zu gewinnen!
Wie heißt der Ordensgründer der Mönche von Seckau?
Schicken Sie Ihre Antwort bis 14. 8. an: Kirchenzeitung der Diözese Linz, Kapuzinerstraße 844020 Linz oder mailen Sie an: kirchenzeitung.ooe@dioezese-linz.at