Ausgabe: 2001/44, Friede, Krieg, USA, Taliban, Afghanistan, Opfer, Allerseelen, Tod
30.10.2001
Ein Krankenhaus wurde getroffen. Eine Moschee hat es erwischt. Eine Bombe schlug in ein Wohnhaus ein. Dass der Krieg in Afghanistan auch „zivile“ Opfer fordern würde, war den Regierungen der USA und Großbritanniens bewusst. Fast entschuldigend haben sie das beteuert. Es ginge eben nicht anders. Für die toten Soldaten hingegen entschuldigt man sich nicht.
Wer sagt, dass ein „ziviles“ Leben schützenswerter ist als ein Mensch, der – aus welchem Grund auch immer – zum Kriegsdienst genötigt wurde oder freiwillig an der Front steht? Dass Soldaten sterben, wird fast selbstverständlich akzeptiert – als wären sie bloßes Kriegsgerät und ansonsten kaum einer Erwähnung wert. Doch auch die Soldaten der Taliban sind Menschen aus Fleisch und Blut. Wie ein Schauspiel wird der Krieg über Bildschirme in die Häuser getragen. Dort sitzen die eigentlichen, unbeteiligten „Zivilisten“. Zu ihrer Sicherheit, sagt man, findet das alles statt. Sie kann es nicht treffen.
Friede kann werden, wenn sich Menschen nicht mehr auseinanderteilen lassen in Zivilisten und Militärs. Ein Krieg trifft alle. Es ist nicht selbstverständlich, dass die einen – gesetzlich verpflichtet – ihr Leben aufs Spiel setzen müssen, während sich andere per Satellit das Geschehen präsentieren lassen.
Allerseelen – dieses Bedenken angesichts des Todes – will die Achtung vor dem Leben wecken. Einer ist Gott. Er schenkt das Leben, inseine Hand fällt es zurück.
Friede kann werden, wenn sich Menschen nicht auseinanderteilen lassen in Zivilisten und Militärs.