Es war, sagen seine Freunde, schwer, ihm etwas zu schenken. Was sollte man einem Menschen schon geben, der „persönlich keine Bedürfnisse“ hat, wie Anton Benya selbst von sich sagte. Der am Mittwoch der Vorwoche verstorbene ehemalige Gewerkschaftspräsident war ein mächtiger Mann in Österreich. Für Arbeitnehmer/-innen bestmögliche Bedingungen herauszuholen, war sein Geschäft. Seine höchst persönliche Einstellung zu materiellen Dingen könnte allerdings vor Weihnachten zu denken geben – als Adventpredigt eines verstorbenen Gewerkschafters.
Wir kämpfen für gerechten Lohn und für menschliche Arbeitsbedingungen, würde Benya in dieser Predigt möglicherweise sagen. Aber meint nicht, dass mit diesen Dingen auch schon alles in Butter wäre. Was man braucht, soll man haben. Immer habe ich dafür gekämpft, dass es zum Brot – eben auch noch Butter gibt. Doch grundsätzlich sollte man sich von diesen Dingen nicht zu sehr blenden lassen. Wichtiger ist, dass man an einer Sache mitwirken kann, und dass man das in Freundschaft mit anderen zu Wege bringen kann. „Freundschaft“ als Programm ist ein wenig altmodisch geworden. Viele würden sich heute eher mit „Erfolg“, „Geld“ oder „Macht“ grüßen wollen.
In seinen jungen Jahren hat Benya mit „Grüß Gott!“ gegrüßt, aber das ist bei seinen damaligen Freunden schlecht angekommen. In seinen alten Jahren hat er davon schmunzelnd erzählt. Und weil es eingangs ums Schenken ging. Leichter ist es nach Benyas Adventpredigt auch nicht geworden.