Ausgabe: 2001/51, Roman Leitner, Leitner, Telefonseelsorge
19.12.2001
- Hans Baumgartner
Rund um Weihnachten herrscht bei der Telefonseelsorge Hochbetrieb. Vielen Menschen macht das Fest Angst.
In den letzten zwei Wochen vor Weihnachten erreichen die Anrufe bei der Telefonseelsorge ihren Höhepunkt. Besonders häufig suchen dabei Menschen Hilfe, die – auch jahreszeitlich bedingt – an Depressionen leiden oder die vor dem Weihnachtsfest Angst haben: Angst, weil sie erstmals nach dem Verlust des Partners alleine sind, Angst, weil sie um ein Kind trauern, Angst vor Konflikten mit dem Partner oder Kindern, Angst nach Trennungen. „Am Heiligen Abend und am Weihnachtstag wird es dann meistens ruhiger“, berichtet der Telefonseelsorger Roman Leitner. „Da haben offenbar viele, die vorher große Sorgen hatten, eine Lösung gefunden. „Früher, als es kaum Sozialeinrichtungen gab, die auch zu Weihnachten offen haben, war das anders. Da sind auch viele Leute, von Obdachlosen und frisch aus der Haft Entlassenen bis zu Alleinstehenden, direkt zu uns ins Büro gekommen. Wir waren da manchmal schon mehr Wärmestube als Telefonseelsorge.“ Zwei, drei Tage nach Weihnachten steige die Kurve wieder an, berichtet Leitner. „Da rufen vor allem Menschen an, wo der Weihnachtsfriede nicht aufrechterhalten werden konnte, wo Alkohol- oder Beziehungsprobleme neu aufgebrochen sind. Manchmal melden sich auch Leute, die vorher große Angst hatten, und sagen uns, dass sie doch schöne Weihnachten hatten.“
Leitner ist seit 23 Jahren hauptamtlich Telefonseelsorger. Zuvor hat er ehrenamtlich mitgearbeitet. Kennen gelernt hat er die ökumenische Hilfseinrichtung durch seine Dissertation über Linzer Sozialeinrichtungen. Er ist noch immer gerne dabei, „weil die Arbeit spannend ist und so viele tolle Mitarbeiter/-innen mit im Boot sitzen“.
„Die Telefonseelsorge ist unter der Rufnummer 142 rund um die Uhr erreichbar. Die Anrufer zahlen im Festnetz und in allen Handynetzen – ausgenommen A1 – keine Gesprächsgebühr.“