Steyler Missionare laden zum Mitleben in missionarischer Gemeinschaft
Ausgabe: 2002/02, Indios, Johanna, MAZ, Gallistl
10.01.2002
- Matthäus Fellinger
Als junger Mensch für ein Jahr in die Mission zu gehen, verlangt den Mut zu einer einfachen Lebensweise. Mit Tourismus hat es nichts zu tun. Johanna Gallistl aus Helfenberg war „Missionarin“ in Paraguay.
Ein Jahr liegt der Einsatz von Johanna Gallistl zurück. Jetzt laden die Steyler Missionare Männer und Frauen ab 20 erneut ein zum Mitleben, Mitbeten und Mitarbeiten in einer missionarischen Ordensgemeinschaft ein.
Erste Schritte im fremden Land
Als Johanna am 23. September 1999 in Paraguay ankam, wusste sie nur wenig von diesem Land. Ocampus heißt der Ort ihres künftigen Wirkens, ein Krankenhaus unter einfachsten Verhältnissen. Das Spital ist für die Armen da. Die Menschen kommen oft erst nach Jahren hierher, um Hilfe zu finden, wenn ihre Naturheilmittel nicht mehr ausreichen. Vor allem sind es Indianer und Campesinos. Eine lepraähnliche Infektionskrankheit ist zur Zeit ein großes Problem in der Region. Die übertragenden Mücken gedeihen besonders in abgeholzten Gebieten gut.
An ihrem Geburtstag erlebte Johanna ein besonderes Ereignis. Ohne Begleitung kam eine hochschwangere Frau ins Spital. Der einzige Arzt Dr. Luis meinte, ein Kaiserschnitt wäre notwendig und Johanna bereitete mit einer Kollegin die Frau darauf vor. Während noch eine andere Operation lief, begannen die Wehen und die Frau gebar mit großen Schwierigkeiten Zwillinge. „Für mich war das sehr aufregend, da ich bis dahin in meiner Ausbildungszeit nur zwei Mal bei einer Geburt als Zuseherin dabei war“, erzählt Johanna.
Neben der Gesundheitsversorgung war auch die Seelsorge eine wichtige Erfahrung für Johanna. Als sie sich schon heimischer fühlte, begleitete sie öfter zwei Padres aus der Pfarrkirche bei ihren Besuchen draußen am Land. Sie betreuten mehr als 45 Kapellen, weit über das Land verstreut, um dort jeweils einmal im Monat mit den Menschen Gottesdienst zu feiern.
Einmal im Monat kommt der Padre
„Für die Menschen hat der monatliche Besuch des Padre einen ganz hohen Stellenwert. Auch mich hatten sie bald angenommen und freuten sich, wenn ich beim nächsten Besuch wieder dabei war“, erzählt Johanna. Gemeinsam mit den Padres machte sie bei diesen Gelegenheiten Krankenbesuche bei den Häusern – und da bekam sie die Armut erst wirklich zu spüren. Vor allem im Winter fehlt es an wärmenden Decken und an Medikamenten. „Wenn ich zurückkam, fühlte ich mich oft hilflos und hoffnungslos.“ Das Leben am Land ist sehr mühsam, Arbeit gibt es praktisch nur in der Landwirtschaft. Viele Jugendliche landen in der Kriminalität und Prostitution. Trotzdem, ihre Zeit bei den Indios von Paraguay möchte die Helfenbergerin nicht aus ihrem Leben missen.