Ausgabe: 2002/03, Temelin, Kalte Zeiten, Angst, KA, EU, Europa
16.01.2002
- Matthäus Fellinger
Ich habe drei Kinder und um deren Zukunft geht es mir. So und ähnlich lauteten Reaktionen auf den Bericht über die Informations-Offensive der Katholischen Aktion. Das Kraftwerk Temelin gefährde ihre Zukunft. So die Angst. Es gibt auch andere Ängste: Dass das Verhältnis europäischer Staaten so eisig wird, dass man über grenzüberschreitende Fragen gar nicht mehr reden, geschweige denn verhandeln kann.
Es gibt, was den Umgang mit diesen Ängsten betrifft, eine Befürchtung: Dass das Gespräch beider Lager aufhört, dass man nicht mehr aufeinander hört, dass man die eigene Angst für berechtigt hält, die Angst des anderen für einen bloßen Vorwand erklärt. An diesem Punkt scheint die Diskussion in diesen Tagen angelangt zu sein. Wie wohl und sicher werden sich gerade die heutigen Kinder in einer Gesellschaft von morgen fühlen können, in der es nur entweder – oder gibt, in der aber die Verständigung immer weiter zurücktritt. Eine Gesellschaft ohne Mitgefühl ist eine reine Konfliktgesellschaft.
Schwierige Fragen kennen keine eindeutigen Antworten. Die Fragen nach Osterweiterung und die Frage Temelin werden – wie immer die Sache ausgeht – bestehen bleiben. Die Frage ist, ob man Lösungen auch in Zukunft gemeinsam erarbeiten will, oder ob es zu einem neuen Nebeneinander kommt. Vierzig Jahre der jüngeren europäischen Geschichte waren vom Nebeneinander bestimmt. Es waren kalte Zeiten in Europa.
Vierzig Jahre in der jüngeren europäischen Geschichte waren vom Nebeneinander bestimmt. Es waren kalte Zeiten in Europa.