„Es geht weiter“, sagen die fünf Buben der Hauptschule Kopfing. – Das Schicksal von Kindersklaven, von dem sie im Religionsunterricht erfahren haben, berührte sie tief. Sie baten die Kopfinger um Hilfe. Und schon ist die nächste Aktion geplant.
Die Religionslehrerin Rita Willinger zeigte im letzten Schuljahr den zweiten Klassen der Hauptschule den Film „Iqbal“. Er handelt vom Schicksal eines indischen Kindes, das mit sechs Jahren versklavt und mit zwölf Jahren getötet wurde, weil es sich gegen die Sklaverei wehrte und mehrmals flüchtete. Der Film berührte Christopher Dichtl, Tobias Gatterbauer, Florian Bamberger, Dominic Klaffenböck und Lukas Kainz sehr. Sie mussten etwas tun. Was sie taten, zeichnete die Kirchenzeitung 2001 mit dem Solidaritätspreis aus!
Organisationstalente
Der damals zwölfjährige Kanadier Craig Kielburger gründete vor einigen Jahren die Organisation „Free the children“, die sich zur Aufgabe machte, Kindersklaven zu helfen. Seine in Engagement umgewandelte Empörung über das Leiden von Kindern war den fünf Kopfinger Schülern Vorbild. Ohne zunächst Erwachsene in ihren Plan einzubinden, beschlossen sie, eine Aufklärungs- und Spendenaktion in Kopfing durchzuführen. Nicht alles konnten die knapp Dreizehnjährigen selbst machen. Die Bank verlangte die Unterschrift einer erwachsenen Person. Ihre Religionslehrerin sprang ein. Für Transporte stellte sich die Oma eines Kindes zur Verfügung. Alle anderen Arbeiten machten sie selber: Sie erstellten beispielsweise am Computer ein Flugblatt, eröffneten bei der Bank ein Spendenkonto und gingen zur Gemeinde, um sich einen Sammlerausweis ausstellen zu lassen. Mit der Post handelten sie dann die Zustellbedingungen aus: Die Post versah die Flugzettel mit dem Werbeaufdruck „Die Post bringt allen etwas“ und stellte gratis zu.
Von Haus zu Haus
Die Post brachte also, bevor die Buben von Tür zu Tür gingen – Kopfing hat 600 Haushalte! – allen Kopfingern einen Flugblatt-Vorboten. Jeder Bub nahm etliche Zeit auf sich, um von Tür zu Tür zu gehen. Etwa vierzehntausend Schilling sammelten sie auf diese Weise. Im Oktober 2001 konnten sie das Geld in München der „Free the Children Kinderfonds-Stiftung“ übergeben. Es wird zur Fertigstellung einer Schule für Kinder in Indien verwendet. Im Dezember fuhren die fünf noch einmal mit ihrer Religioslehrerin nach Deutschland zum Kongress der Stiftung. Sie durften dort auch ihre Initiative vorstellen und erfuhren von anderen Projekten für die Verbesserung der Situation der Kindersklaven.
Erfahrungen
Warum haben es ihnen gerade die Kindersklaven so angetan? „Weil es Kinder sind. Und weil wir sehr viel Informationen hatten“, sagen sie: Betroffenheit und Wissen schaffen Bewusstsein. Die Buben machten viele schöne, aber nicht nur schöne Erfahrungen. Manche Tür blieb zu, einige Mitschüler schätzten die Aktion gering. Nun hat das Ergebnis ihnen Recht gegeben. Das macht ihnen Mut weitermachen. Nach dem Firm-Vorstellungs-Gottesdienst werden sie sich als Schuhputzer betätigen. Das Geld erhalten wieder Kindersklaven-Projekte.
ZUR SACHE
Kinder-Welt
Weltweit arbeiten 250 Millionen Kinder zwischen fünf und vierzehn Jahren. Die Arbeit schädigt die Gesundheit der Kinder und hindert sie am Schulbesuch. Zwangsarbeit ist verbreitet. In Südasien etwa gibt es viele „Kindersklaven“. 140 Millionen Kinder besuchen keine Schule. 300.000 Kinder nehmen an bewaffneten Konflikten teil. Alle zwei Sekunden stirbt ein Kind an Hunger...