Ausgabe: 2002/04, Arinze, Kopf der Woche, Assisi, Rom, Vatikan
23.01.2002
- Walter Achleitner
Im Vatikan ist Francis Arinze für den Dialog mit den Weltreligionen zuständig.
Letzte Tests, ob die seit Jahren unbenutzte Bahnstrecke noch befahrbar ist, sind durchgeführt und die eilends anberaumte Renovierung der 1933 erbauten Station abgeschlossen. Nun kann am 24. Jänner der Sonderzug mit dem halben Dutzend Waggons planmäßig um 8.30 Uhr den Bahnhof im Vatikan verlassen und sich mit 300 Fahrgästen in Richtung Assisi auf den Weg machen. Dabei ist für Francis Arinze schon die Bahnfahrt der fast 50 Delegationen ein ausdrucksstarkes Zeichen. Wie das wahre Sprachentalent überhaupt Kompliziertes gerne in einfachen und bildhaften Worten ausdrückt. So ist für den Kardinal der „interreligiöse Dialog vor allem ein Austausch der Herzen“, bei dem es um das Zuhören und Verstehen geht. Denn „Gott hat uns zwei Ohren, aber nur einen Mund gegeben.“Zum zweiten Mal obliegt dem 70-jährigen Nigerianer die Vorbereitung des Friedensgebetes von Assisi. 1986 leitete Arinze erst ein Jahr lang den „Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog“. Seit damals gilt sein Name in traditionalistischen Kreisen als Symbol für den Glaubensabfall. Dass nun 16 Jahre später er und Kardinal Kasper, der für die innerchristliche Ökumene zuständig ist, derart viele hochrangige Religionsvertreter zur Teilnahme bewegen konnten, hat mit Arinzes herzlichem, aber auch beharrlichem Engagement zu tun. In Franziskus, wie auch der Kardinal seit der Taufe mit neun Jahren genannt wird, sieht er den Patron des interreligiösen Dialogs. Obwohl sein „heidnischer“ Name ihm auch gut gefällt. Denn „Arinze chukwu“, wie ihn die Familie rief, heißt „Dank sei Gott“.
„Die Zugfahrt nach Assisi ist ein wichtiger Teil des Treffens. Die Anhänger verschiedener Religionen sind überzeugt, dass es notwendig ist gemeinsam zu reisen auf dem Weg, der zum Frieden führt.“