Ausgabe: 2002/04, Fellinger, Anliegen, Volksbegehren, FPÖ, Hauft, Temelin, EU
23.01.2002
- Kirchenzeitung der Diözese Linz
Die Sorgen bleiben. Und hoffentlich bleibt auch der Wille zur guten und fruchtbaren Nachbarschaft. Nach der Hitze während der Eintragungsfrist zum Volksbegehren und nach dem Ergebnis – 915.220 Unterschriften – sollte niemand falsche Schlüsse ziehen. Die Ablehnung einer atomaren Energieversorgung in Österreich ist in Wirklichkeit größer als das Volksbegehren zeigt. Nicht zu unterschreiben bedeutete nicht, Temelin hinnehmen zu wollen. Und jene, die unterschrieben haben, sind gewiss nicht allesamt Gegner einer EU-Erweiterung. Zu verquickt waren die Motive.
Das Volksbegehren hat die Menschen bewegt – mehr als die Zahl der Unterschriften selbst zum Ausdruck kommt. Zu denken geben die Begleitumstände, die verbalen Entgleisungen, die passiert sind. Was, wenn das nicht in friedlichen Zeiten, sondern in einer Zeiten ernster Auseinandersetzung geschieht? Hitzköpfe sind ein politisches Risiko.
Also ist nichts dringlicher, als den Weg zurück zur Sachlichkeit zu suchen. Gerade in heiklen, angstbehafteten Fragen, wird es wichtig sein, zu neuer Gemeinsamkeit zurückzukommen. Was beiden Seiten wichtig war, sollte nicht infrage gestellt werden: Sicherheit vor Atomkraftwerken, aber auch ein gemeinsames Europa. Diese beiden Anliegen nicht gegeneinander auszuspielen, sondern zu verbinden ist jetzt die Aufgabe. Dann gäbe es keine Verlierer, sondern nur Gewinner.
Was beiden Seiten wichtig war zu verbinden, lautet jetzt die Herausforderung an die Poltik.