Bild: Anna Stickl (gest. 2000) war die letzte Tirolerin, die als Kind noch den Namen eines Tiroler Einwanderers trug: Zauner aus Alpbach.
Harald Prinz unterrichtet Philosophie und Religion, das ist die eine Seite – und er hat eine kleine Landwirtschaft in „Dorf Tirol“ in Rumänien. Über dieses kleine Dorf hat er nun ein Buch geschrieben.
Tirol – gibt es nicht nur im Bundesland Tirol, sondern auch in Brasilien und in Rumänien. Das „Dorf Tirol“ liegt 100 km von Temesvar entfernt. Der kleine rumänische Ort hat eine wechselvolle Geschichte, die für die 650 Dorfbewohner selbst lange im Dunkeln lag.
Kürzlich präsentierte der Oberösterreicher Harald Prinz in Innsbruck sein Buch „Dorf Tirol. Tiroler Heimat in Rumänien“.
Wie kommt er dazu? „Während des Zivildienstes habe ich begonnen, dieses Buch über das „Dorf Tirol“ zu schreiben. Dieses Buch zeigt das Schicksal der Österreicher und Deutschen in Rumänien auf“, erzählt Harald Prinz. Er lässt in seinem druckfrischen Werk die Dorfbewohner/innen selbst zu Wort kommen. Das gut bebilderte Buch bietet exemplarisch einen Einblick in ein Stück europäische Geschichte.
Nach den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Österreich und Frankreich im Jahr 1809 kommt es zum Aufstand in Tirol. Umsonst: Tirol geht an Bayern (14. Oktober 1809). Die Flüchtlinge aus Tirol strömen nach Wien. Mit der Gründung einer Kolonie im Banat will Kaiser Franz I. dem Flüchtlingsproblem Herr werden. Die ausgesiedelten Tiroler gründen 1812 im damaligen Südungarn das Dorf „Königsgnade“. 1927 wird das Dorf in „Tirol“ umbenannt. Allmählich reißt der Faden zur Heimat. Nach dem Ende der Ceaucescu-Diktatur im Jahr 1989 erfasst eine von Österreich und Deutschland ausgehende Welle der Hilfsbereitschaft auch das „Dorf Tirol“. Im Bundesland Tirol wird noch im selben Jahr der Grundstein für das Projekt „Tirol für Tirol“ gelegt. Landmaschinen, Möbel, Matratzen finden schon bald den Weg nach Rumänien.
Mariannhiller Schwestern vom Kloster Wernberg (Kärnten) beziehen in „Dorf Tirol“ das verlassene Pfarrhaus und leisten im sozialen Bereich Aufbauhilfe. Sie organisieren Kranken- und Hilfstransporte und verwirklichen gemeinsam mit den Dorfbewohnern deren großen Wunsch: den Bau eines Versammlungshauses, des Bildungshauses St. Anna.
Die Schwestern brauchen Unterstützung, fragen im Gymnasium Petrinum an, ob da nicht jemand sei, der ihnen helfen könne. Bei Harald Prinz – in seiner Petriner Laufbahn brachte er es vom Schüler und Erzieher bis zum Professor – fällt das Ansuchen auf fruchtbaren Boden.
Von Mai 1998 bis Juni 1999 leistet der junge Theologe im „Dorf Tirol“ seinen Zivil-Ersatzdienst. Er leitet Kindererlebniswochen, beteiligt sich am Aufbau des Bildungshauses – und schließt die Menschen ins Herz. „Ich hab die Menschen kennen gelernt und Freundschaften geschlossen. Es ist mir ein Herzensanliegen geworden, die Leute zu begleiten. Ich tu das gerne!“ – so fasziniert ist Prinz auch heute noch von seinem Tiroler Dorf.
Mit einem rumänischen Freund hat er sich eine kleine Landwirtschaft (30 Schafe, eine Kuh, Schweine, Hühner, Gänse) gekauft. Der Philo- und Religionslehrer ist daher ständig auf der Suche nach landwirtschaftlichen Geräten. Jährlich organisiert er in seinen Ferien eine Erlebniswoche für 70 Dorfkinder. Und eines ist sicher: Das Buchprojekt ist kein krönendes Ende der Zusammenarbeit, sondern Ansporn für neue Aktivitäten.
Das Buch „Dorf Tirol“ ist im Fachhandel (z. B. Veritas) zum Preis von Euro 21.50 / S 295,85 erhältlich.