Ausgabe: 2002/06, Ramirez, Jorge Ramirez, Bananen, Ekuardor, El Guabo
06.02.2002
- Walter Achleitner
Spricht Jorge Ramirez überBananen, dann malt er ein Bild buntester Geschmacksfarben. Aber er nennt auch das Unrecht, das mit dem „grünen Gold“ verbunden ist.
Ein Geheimnis macht Jorge Ramirez nicht: „Bananenbauer wollte ich nie werden“, gesteht der 41-Jährige. Sein Vater habe ihm statt dessen ein Studium ermöglicht. Die Karriere des Computerexperten war bereits eingeschlagen, als es hieß, sein Erbe anzutreten. Jorge Ramirez ging zurück nach El Guabo, 18 Kilometer nördlich von Machala, der Hauptstadt Ekuadors in Sachen Bananen. Die Idee vom fairen Handel hatte ihm dabei geholfen. Mittlerweile hat Jorge Ramirez dazu beigetragen, dass im November 1997 eine Hand voll Bauern die Kooperative „El Guabo“ gegründet haben. Den Initiator wählten sie sogleich zum Präsidenten. Und heute, gibt Jorge zu, „kann ich nur schwer ohne Bananen leben“.
„Gross Michel“, seine Lieblingsbanane, wächst nur mehr auf der Finca von Jorge Ramirez. Eine Blattkrankheit hat sie quasi ausgerottet. Im süßen Geschmack sei sie der „Baby-Banane“ sehr nahe, die nun von „El Guabo“ als fair gehandelte Banane auf Österreichs Markt gebracht wird. Nur dass unter diesem Namen in Ekuador sie niemand kennt. In Wahrheit wird sie „Orito“ genannt – kleines Gold – und ist für die Region um El Guabo typisch. Ihr Name erinnert aber auch an das Gold, das von hier die Eroberer jahrhundertelang nach Spanien schafften. Und wenn heute das weltweit beliebteste Frischobst „grünes Gold“ genannt wird, dann stimmt das – aber nicht für Hunderttausende Familien, die in Ekuador von der Bananenarbeit überleben müssen.