Ein Stück Kreuzweg hat Hermine Arbeithuber bei der Arbeit daran erlebt
Ausgabe: 2002/08, Kreuzweg, Glaube, Ton, St. Peter, Stationen, Kreuzwegstationen,
19.02.2002
- Matthäus Fellinger
Für die Pfarrkirche St. Peter am Wimberg hat Hermine Arbeithuber einen Kreuzweg geschaffen. Letzten Sonntag hat ihn Generalvikar Josef Ahammer gesegnet.
„Kreuzweg 6“ lautet die Werkstattadresse von Hermine Arbeithuber. Die sechste Station des Kreuzweges – Veronika reicht Jesus das Schweißtuch – war die erste Kreuzwegstation, die sie in Ton geformt hatte. Bis dahin hatte sie Hinterglasbilder, dann vor allem Weihnachtskrippen gestaltet. Nur für sich allein wollte Hermine Arbeithuber die Station formen. Ihr Bruder Karl ist Pfarrer in St. Peter. Hermine Arbeithuber ließ sich überreden. Seit vergangenen Sonntag befindet sich ein vollständiger Kreuzweg in der Pfarrkirche von St. Peter am Wimberg.
Für Hermine Arbeithuber wurde die Gestaltung des Kreuzweges für St. Peter zur größten Herausforderung ihres bisherigen Schaffens. Durch das Berufsleben als Sekretärin am Petrinum war die Gabe des Umgangs mit Ton lange Zeit zugeschüttet gewesen. Beim Erdäpfelklauben daheim in Hofkirchen im Traunkreis liebte sie es schon als Kind, in den Ruhepausen „Erdmännchen“ zu formen. Erst in der Pension hat sie ihre natürliche Gabe weiterentwickelt.Als 1992 die Mutter starb, formte sie in ihrer Trauer zum ersten Mal eine Pieta in Ton. Ein „Naturtalent“, bescheinigte ihr auch ihr Lehrmeister Erich Ruprecht.
Bei Tag werkte Hermine Arbeithuber in der Werkstatt – der ehemalige Schlachtraum im Maierhof des Petrinums. In der Nacht ging die gedankliche Arbeit daran weiter. „Das Formen der einzelnen Stationen war auch für mich ein Stück Kreuzweg“, erzählt sie. Sie versuchte sich hineinzufühlen in die Gestalt Jesu, in Maria, in die anderen Menschen, die am Kreuzweg begegnen. Den Kreuzweg vor der Werkstatt-Tür, hinauf auf den Pöstlingberg, ist sie in dieser Zeit oft gegangen.
Der Ton – für sich allein hat schon Aussagekraft. Ton ist Erde. Der Mensch ist und er wird wieder zu Erde. „Ich liebe die Erde, ich lebe gern auf der Erde“, sagt sie. „Ich darf euch in eurer schönen Kirche diesen Kreuzweg als Zeugnis hinterlassen. Es ist mein in Ton geformter Glaube.“ Mit diesen Worten übergab Hermine Arbeithuber bei der Segnungsfeier am 17. Februar den Kreuzweg der Pfarre St. Peter. Der kleine Raum in der Werkstatt, in dem die Stationen bis dahin dicht gedrängt gestanden sind, ist leer. Aber es besteht eine Achse – von der Adresse Kreuzweg 6 in Linz hinauf zum Kreuzweg in der Kirche von St. Peter. Der in Ton geformte Glaube kann dort zu Leben werden.