Mit Ulrich Körtner wurde erstmals einem evangelischen Theologen in Österreich der Titel „Wissenschafter des Jahres“ verliehen.
Im siebten Monat ihres Bestehens ist die Ethikkommission der Bundesregierung vergangenen Montag zur ersten Entscheidung gekommen: einstimmig empfiehlt sie die vom Europarat 1996 verabschiedete Bioethik-Konvention zu ratifizieren. Auch Ulrich Körtner hat sich im 18-köpfigen Gremium dafür ausgesprochen. Denn „die biomedizinische Entwicklung hat einen Punkt erreicht, wo die Argumente für den Beitritt deutlich überwiegen“, meint der einstige Skeptiker des völkerrechtlichen Vertrages. „Denn in Österreich gibt es bisher keinen verfassungsmäßig garantierten Schutz von Embryonen. Zum ersten Mal wird mit der Konvention festgehalten, dass sie mehr sind als nur Biomasse. Paradoxerweise jedoch über einen Artikel, der die Möglichkeit zur Embryonenforschung einräumt.“
Die Verbindung von Theologie und Medizin ist dem 44-Jährigen von klein auf vertraut. Sein Vater, ein Pastor, hatte im westfälischen Enger über Jahrzehnte ein Krankenhaus geleitet. Als Professor für Systematische Theologie, Körtner lehrt seit 1992 an der evangelisch-theologischen Fakultät der Uni Wien, ist er bemüht, seine Arbeit der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Deshalb haben die Wissenschaftsjournalisten Österreichs ihm mit Blick auf die Bioethik den Titel „Wissenschafter des Jahres 2001“ verliehen. Dass der Theologie damit ein gesellschaftlicher Stellenwert zuerkannt wird, freut ihn. Das Mitglied mehrerer Ethikkommissionen aber fordert selbstkritisch Wachsamkeit gegenüber dem Ethikboom: „Es wäre ruinös für die Theologie, wenn sie nur als Ethikberaterfirma fungieren würde.“